Affektives Kapital

Einer jener Begriffszusammenhänge, die Michael Hardt und Antonio Negri in ihrem Band Empire entwickelten und der besonders rascher Ablehnung anheim fiel, war der Bezug auf das affektive Kapital. Im Unterschied zu anderen Kategorien des Bandes wurde er ignoriert. Ein wesentlicher und nachvollziehbarer Grund lag sicherlich darin, dass die Autoren die Problematik dieses Begriffs beiseite legten, die natürlich (ähnlich wie bei den Bourdieu`schen Kapitalkategorien u.v.m.) darin bestand, dass sie in der Tradition der frühen klassischen bürgerlichen Ökonomie Kapital auf eine Ressource unter vielen reduzierte und mit der Marx`schen Bestimmung von Kapital als gesellschaftlichem Verhältnis eine Absage erteilte. Eine kurze Notiz im Blog Posthegemony zur Rolle Lateinamerikas bei der Bereitstellung affektiven Kapitals zeigt, wie sinnvoll dieser Zugang sein kann.

Just as Latin America has long supplied raw material to feed the global economy, so the region has also been exploited for its affective potential. Gold, silver, copper, guano, rubber, chocolate, sugar, tobacco, coffee, coca: these have all sustained peripheral monocultures whose product has been refined and consumed in the metropolis.And parallel to and intertwined with this consumer goods economy is a no less material affective economy, also often structured by a distinction between the raw and the refined. After all, several of these commodities are mood enhancers, and are confected into forms (rum, cigarettes, cocaine) that further distill their mood-enhancing potential. Others have inspired their own deliria: gold fever, rubber booms. But there has always been a more direct appropriation and accumulation of affective energy, from the circulation of fearful travelers’ tales of cannibals and savages, to the dissemination of „magic realism“ or salsa, or the packaging of sexuality for Hollywood or package tourism. Latin America marks the Western imagination with a particular intensity.

Eine Karte der Flüsse und Reproduktion des globalen affektiven „Human“kapitals mitsamt seiner Rohstoffe und ihrer Rolle als Infrastruktur, Gegenstand und Produkt des Globalkapitalismus wäre erhellender als ein paaar Dutzend Profitratenberechnungen.

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