Vor einem Jahrzehnt spaltete das tausendfach gelesene und zitierte Buch »Empire« von Antonio Negri und Michael Hardt seine Leserschaft. Ihre These: Eine neue politische Ordnung des globalisierten Kapitalismus sei im Entstehen. Die Welt der Nationalstaaten gehe langsam in einem neuen weltumspannenden Empire auf. Ihr kontroverser Rückgriff auf den Begriff des »Imperiums« lenkte den Blick auf die Frage, in welche Richtung sich die internationale Staatenordnung nach 1989 entwickelt. Imperien sind eine grundlegende Institution nicht nur der politischen Moderne. Ebenso wie es sie in vorkapitalistischer Zeit gab und in der Zeit des aufsteigenden Kapitalismus, so gab es sie in der Zeit des Imperialismus. Sie hatten eine Lebenszeit, die viele Nationalstaaten Europas noch nicht erreicht haben. Über zweitausend Jahre charakterisierten sie nicht nur den europäischen Kontinent. „Eine neue Welt des Gemeinsamen:COMMON WEALTH“ weiterlesen
Kapitalismuskritik heute
Unter dem Titel „Kapitalismuskritik heute. Zum Forschungsprogramm von Jörg Huffschmid“ findet am 20.2.2010 von 10 bis 17 Uhr ein Kongress in der ver.di-Bundesverwaltung (Paul-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin, ca. 6 Min. vom Ostbahnhof Berlin) statt. Tagungsbeitrag 20 €.
Zum Kongress zum Gedenken von Jörg Huffschmid tragen bei u.a. Axel Troost, Hans-Jürgen Urban, Dominique Plihon, Rudolf Hickel, Sven Giegold, Peter Lock, Norman Paech, Tobias Pflüger, Heide Gerstenberger, Elmar Altvater, Joachim Bischoff, Margit Köppen, Norbert Reuter, Lucas Zeise, Gerd Siebecke, Miren Etxezarreta, Marcia Frangakis, Borgit Mahnkopf, Tervor Evans, John Grahl, Frieder Otto Wolf, Diana Wehlau, Heinz-J. Bontrup, Horst Heininger, Gretchen Binus, Klaus Peter Kistker, Hermannus Pfeiffer, Herbert Schui, Jörg Goldberg, Frank Deppe, Dieter Klein, Rainer Rilling, Uwe Foullong, Helga Schwitzer.
Ein Flyer zur Veranstaltung ist hier zur Verbreitung erhältlich.
Beyond the crisis: Empowering the public!
Auf englisch ist nun eine überarbeitete und aktualisierte Fassung meines Beitrags aus dem von Mario Candeias, Katharina Weise und mir herausgegebenem Band: Krise der Privatisierung. Rückkehr des Öffentlichen. Reihe: Texte der Rosa-Luxemburg-Stiftung; Bd. 53, 192 Seiten, Broschur ISBN: 978-3-320-02182-5, 12.90 € als policy paper 5/2009 der RLS erschienen. Die Übersetzung besorgte Eric Canepa.
Tracking Obama
Der Potus-Tracker in Sachen Obama ist bemerkenswert: handlich aufbereitet, vermittelt er eine Menge Informationen darüber, wer zu welcher Sache wann im Weissen Haus Kontakt zum Präsidenten hatte. – access. Das verhindert zwar keine Deep Throat, vermittelt aber doch einen Eindruck über Relevanzen von 893 erfassten „Events“ (die 3800 Personen bestritten ) und ihre Entwicklung im Zeitablauf. Beispielsweise spielten Fragen der Immigration, Bildung, Wissenschaft oder Kriminalität in dieser Matrix der Kommunikation keine Rolle, es dominieren mit Abstand gerade mal drei Politikfelder: Außenpolitik, Ökonomie, die politische Maschine selbst. Mit Abstand folgen dann Militär, Gesundheit, Sozialpolitik.
6. Villa Rossa in der Toscana!
Krise. Kunst. Kultur. Kritik. Transformation.
Hier diskutieren wir kulturelle Hegemonien – und wie sie dahingehen. Wir fragen nach Übergängen und wie man sie (be-)greift. Die Linke (die „Kulturlinke“) hat eine lange Tradition der Kulturkritik und ihrer Eigenheit. Beides scheint seit in der Zeit des Neoliberalismus (also seit den 70er Jahren) eigentümlich zu verschwimmen. Der Einstieg handelt also von Orientierungsversuchen und -praxen.
Montag 24.8. nachmittags: Diskurspolitik: Krisenrhetoriken
Hier, allerdings: geht es am Samstag, den 29.8. nach einem lukullischen Abschlussessen am Abend zuvor zur Heimfahrt oder, was nur empfohlen werden kann, zu einer anhängenden privaten Kurzurlaubsschlenker, der das Ganze vollends optimiert.
Die Herbstakademie ist Bildungsveranstaltung, wissenschaftlicher Workshop, politisches Diskussionsseminar und Raum der Erholung gleichermaßen. Sie ist gegenwärtig das zentrale Projekt der Stiftung GegenStand. 2003 führte sie ihre ersten Herbstakademie in der Villa Palagione bei Volterra durch und knüpfte so an ein vergangenes Projekt des BdWi an. Es ging um Krieg und das Empire, um Die gute und die schlechte Regierung, die Frage: Was ist links? und zuletzt um das Thema Demokratie. Die Zugangsschwelle für das Wochenereignis der 6.Villa Rossa besteht im großen und ganzen nur aus dem üblichen Selbstkostenbetrag der Villa für den Aufenthalt (schwankend zwischen 450 und 500 €, je nach Zimmer). Wegen Preisnachlässen kann nachgefragt werden. Die ökologische Verbindung geht mit dem Nachtzug nach Florenz und dann mit dem Bus nach Volterra, die teuerste z.B. von Frankfurt 1000 km Autostress und die mit garantiert teurem Fußabdruck der Billigflieger nach Pisa. Nähere Details zur Villa und den Verbindungen finden sich auf der Website des Hauses.
Und zuletzt ein wichtiger Hinweis: falls das Haus zurückgegebene Zimmer nicht neu vermieten kann, fallen die entsprechenden Zimmerkosten (nicht: die Mahlzeiten) dennoch an – das gilt ab Anfang Juli.>
Die Villa Rossa hat einen recht bewährten Zeitzuschnitt: Samstags Anfahrt, Sonntags Ausruhen und Vorstellung des Hauses, Montag / Dienstag sowie Donnerstag/Freitag Seminar, Mittwoch Exkursion / Konsum, Samstag Abfahrt. Das Projekt arbeitet non-profit. Die Veranstaltung wird gefördert durch die Rosa Luxemburg Stiftung. Abhängig von der aktuellen Wetterlage beginnt das Seminar um 9 Uhr, eine halbe Stunde Pause gegen 10.30 und Ende der Vormittagsveranstaltung zwischen 12.30 und 13 Uhr. Die Nachmittagsveranstaltung beginnt um 15.30 oder 16.00 Uhr und dauert dementsprechend bis 18.30 oder 19.00 Uhr. Auch hier ist eine Pause von 30 Minuten vorgesehen. Getränke während des Seminars (nicht aber die Getränke in der Pause) sind im Seminarbeitrag eingeschlossen.
Anmeldungen & Nachfragen bei Godela Linde: Mail: godelalinde@gmx.de
Mehring1
heißt das neue Blog des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa Luxemburg Stiftung. In ihm schreiben die Mitglieder des IfG und auch anderer Bereiche der RLS, ebenso Mitglieder des in diesem Jahr gebildeten Wissenschaftlichen Beirats der RLS. Der Name soll auf die Adresse dieser Einrichtung zurückgehen. Mehr kann man zu diesem Blog im Moment noch nicht sagen.
Das Rosa-Manöver
In der FAS v.15.3.2009 schreibt auf S. 34 Henning Ritter zu „Freiheit der Andersdenkenden“. Nach einem kurzen Schlenker zu Voltaire wird Rosa Luxemburgs bekannter Satz zum eigentlichen Thema und es ist durchaus interessant, wie Ritter manöveriert. Er zitiert fragmentarisch Rosa Luxemburg aus ihrer kritischen Würdigung der russischen Revolution
„Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der »Gerechtigkeit«, sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die »Freiheit« zum Privilegium wird.“(Die russische Revolution. Eine kritische Würdigung, Berlin 1920 S. 109; Rosa Luxemburg – Gesammelte Werke Band 4, S. 359, Anmerkung 3 Dietz Verlag Berlin (Ost), 1983).
Ritters Manöver geht nur zwei Schritte.
Die Verhandelbarkeit von Überzeugungen, wie sie „in einer Gesellschaft wie der unseren…für ein hohes Gut“ gehalten wird, ist für R. ein Problem. Die Gesellschaft könne, so sein Resümee solche Überzeugungstäterschaft „nicht wollen„, die auf Distanz und Bruch mit dem Mehrheitskonsens baue. Er hätte es gerne ohne die Andersdenkenden.
Krise. Neues vom Finanzkapitalismus und seinem Staat
Am 12.2. 2009 erschien der Director of National Security (DNI), Dennis C. Blair vor dem Senate Select Committee on Intelligence und präsentierte das Annual Threat Assessment der US-Geheimdienste. Der erste Satz seines Statements lautete:
“The primary near-term security concern of the United States (U.S.) is the global economic crisis and its geopolitical implications.”
Als Band 55 der Reihe Texte der RLS und herausgegeben von Mario Candeias und Rainer Rilling ist nun der Band „Krise. Neues vom Finanzkapitalismus und seinem Staat„, 143 S. Berlin 2009 erschienen [ISBN 978-3-320-02184-9]. Es schreiben u.a. Alex Demirovic, Jörg Huffschmid, Joachim Becker, Leo Panitch, Robert Brenner, Bill Tabb, Richard Wolff, Philipp Hersel, Axel Troost und Peter Wahl. Eine Übersicht ist dem Vorwort zu entnehmen, der Band ist als pdf. in Gänze zugänglich.
Krise des Finanzmarkt-Kapitalismus
Das Institut für Gesellschaftsanalyse der RLS hat unter dem Titel „Die Krise des Finanzmarkt-Kapitalismus – Herausforderung für die Linke“ heute als Kontrovers-Heft 01/2009 (ein Policy Paper der Stiftung) einen Beitrag zur Analyse der gegenwärtig sich entwickelnden Krise publiziert, das hier (Ifg-krisenthesen) in einer vorläufigen Fassung als pdf zugänglich ist.
Long Sunday….
bewegt sich nicht mehr. Es war ein Blog, das Theorie pflegte: langsame Lektüre, mit Hin- und Her, Gedankenüberraschungen. Ein Blog für die lange Sonntagsruhe halt. Wer den Erwägungen in den Symposia über Benjamin, Tronti oder Schmitt folgte oder auch sich bloß mal an den Links versuchte, verliess die übliche Klickwelt der fast food blogs. Nun, plötzlich, dem Eintrag am 17.Mai 2008 folgte nichts mehr. Jodi hat einen traurigen Nachsatz geschrieben.
Risse im Empire
von Rainer Rilling ist erschienen
Reihe: Texte der Rosa-Luxemburg-Stiftung; Bd. 50
Berlin: Karl Dietz Verlag 2008
ISBN 978-3-320-02159-7
184 Seiten, Broschur
und ist hier online zugänglich.
»Ich bitte Sie, die Vereinigten Staaten sind doch kein Imperium«, hatte 2003 der deutsche Außenminister Joschka Fischer erklärt. Die Politik der Ära Bush freilich legt genau das Gegenteil nahe und hat dazu geführt, dass die Rede von der »imperialen Politik« in die Alltagssprache zurückgekehrt ist. Welche Politik after Bush wird kommen? Wird es einen Wandel geben und wird er wirklich einen Unterschied machen? Was wird aus dem American Empire? Es geht also nicht nur um eine Bilanz der Ära Bush, sondern auch um die großen Zeiten des American Empire: die Entstehung eines Kontinentalimperiums, die Neuerfindung des postterritorialen informellen Empires als dem bis heute modernsten Typus imperialer Macht, die seit drei Jahrzehnten vom Neoliberalismus geprägten aktuellen Formen der Imperialität und die mit ihm verknüpften bedeutendsten imperialen Projekte der Gegenwart. Schließlich werden die Umrisse eines anderen Empire des Liberalismus nachgezeichnet, die neuerdings wieder in den Vordergrund rücken.Imperien und »Reiche« haben beim Verständnis von Weltordnung Jahrhunderte lang eine Schlüsselrolle gespielt. Sie waren fundamentale Ordnungen in der Weltgeschichte, sind aufgestiegen und niedergegangen – doch sie sind auch alt geworden, oftmals über Jahrhunderte. Diese Lebenszeit haben viele Nationalstaaten Europas noch nicht erreicht. Nicht nur Staat und Politik verändern sich ständig, auch Imperien stehen im Wandel. Ihre Zeit ist nicht vorbei.
Inhalt
1 Die Spaltung, die zählt…
2 »Empire«: Streitigkeiten
3 Empire of Capital
4 Imperialität
A Struktur
B Soziale Qualität und Reichweite
C Über das Informelle 33
D Vielfalt und Einheit, Einschluss und Ausschluss
E Rechtfertigungen von Imperialität
F Doppelte Peripherie
G Größe
H Expansion
I Arena Welt und deren Ordnung
5 American Empire
A Das Kontinentalimperium und seine Aktiva
B Die Neuerfindung des »postterritorialen« informellen Empire
C Die liberalimperiale Monarchia Universalis
D Konturen des neuimperialen Neoliberalismus
6 Blütenträume
A Die zwei Zielsetzungen zur Sache »USA und Weltordnung«
B Die veränderten Kalküle über die Welt
C Der Grundkonsens über Imperialität
D Die Wandlungen der liberalimperialen Richtung
E Profile und Politiken der rechtsimperialen Richtung
Der Aufstieg der politischen Krieger
Neue Entgrenzungen des Krieges
Die Wendung zur Politik der Prävention als Aggression
Imperiale Souveränität als Projekt
9/11
F Die Machtkrise rechtsimperialer Politik
7 Optionen und Grundlinien
8 Literatur
Manifest
Das ist übrigens die Häufigkeitsverteilung der Wörter im „Manifest der Kommunistischen Partei“ von Karl Marx und Friedrich Engels. Wohin das führt, hat Stephan Kaufmann erläutert. thanx to wordle.
We don`t do empire
Mit Dieter Boris ist nunmehr der letzte „68er“ aus dem alten Kreis des SDS aus dem Fachbereich 03 der Universität Marburg emeritiert und zugleich expediert worden. Die emsige Endmoräne der ersten Generation der Marburger „Marburger Schule“ ist – was die Institution angeht – nunmehr erfolgreich vaporisiert worden. Aber naja, noch ist nicht aller Tage Abend!
Anne Tittor und Stefan Schmalz haben dankenswerterweise einen Dieter gewidmeten Sammelband initiiert, der ihm letzte Woche zu seiner Abschiedsvorlesung überreicht wurde. Er heisst „Jenseits von Subcommandante und Hugo Chavez. Soziale Bewegungen zwischen Autonomie und Staat“ und ist erschienen im VSA-Verlag (Hamburg 2008, 254 Seiten), in dem Dieter viel publiziert hat.
Darin findet sich auch ein Text von mir: „We don`t do empire“ (S.232-243), der sich mit der Frage des Empire, in Sonderheit des US-Empire befasst.
lunapark 21
den gibt es jetzt: eine Zeitschrift für globale politische Ökonomie, das hat sich herumgesprochen. Sehr schön, dass der berühmte und kluge Wissenschaftler Schorsch Fülberth sein Kolummnenarchiv dort im Seziertisch platziert hat – ein früherer Versuch, das bei Linkslog unterzubringen, scheiterte an unserem Webanalphabetismus. Der Umfang online verfügbarer Artikel freilich bewegt sich bestenfalls in der Kleinstasteroidengrößenordnung.