Praktisch wäre es, wenn die Linke mehr über die Zukunft wüsste!

Fotografiert im Nordwestdeutschen Museum für Industriekultur in DelmenhorstAuf den ersten Blick ist seit den 1960er und 70er Jahren, als ein Schub der Prognosen, der„Zukunftsforschung“ und der Planungs- und Steuerungskonzepte den Beginn des langen Endes des Fordismus begleitete, mit der nachfolgenden marktradikalen Zeit auch der Zugriff auf die Zukunft dem Markt und seinem homo oeconomicus übergeben worden. Ein genauerer Blick zeigt, dass das nicht zutrifft. Seit Anfang der 90er Jahre sind die strategischen Potentiale und Apparate der Zukunftsbearbeitung im Forschungssystem, den Konzernen und Staatsapparaten kontinuierlich und in der Bilanz massiv ausgebaut worden. Das betrifft besonders deutlich die klassische Technik- und Produktivkraftforschung, die unter der „foresight“-Etikette intensiviert und internationalisiert wurde. Die neue Prominenz der Umwelt- und Energiefragen, die ein Großteil der komplexen technischen Ressourcen an sich ziehen, ist gut zu erkennen – ein Blick auf die Website des BMBF genügt. Auch Mobilität, Ernährung, Gesundheit, Stadt sind profitable Themen. Andere große Themen sind weit weniger präsent – aber ihre Zukunftsrelevanz steht außer Frage.

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Die Schreibtischkante und die Quotenbarbie

Benhamin Merkel hat sich richtig aufgeregt über die Leistung-muss-sich-wieder-lohnen-barbie der FDP und völlig unangemessene Bezüge und Vorschläge dabei produziert („Auch wenn ich an sich kein gewalttätiger Mensch bin, so verspühre ich in diesem Falle das dringende Bedürfnis, sie an ihrem blonden Schopf zu packen und ihren Kopf so lange auf die Schreibtischkante zu schlagen, bis sie nicht mehr weiß, dass sie je eine Doktorarbeit geschrieben hat“). Nun hat sich der politiktheoretische Erkenntniswert der Unterscheidung von „An-sich“ und „Für-Sich“ schon länger als etwas überschätzt herausgestellt. Aber wenn’s hilft gegen die eigentliche Innovation der Dame – das Aussitzen mit Frechheit zu kombinieren – dann sollte man nicht so kleinlich sein.

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Energiewende & Ethikkommission

Der bekannte Linkspawlow, dem die politische oder soziale Komposition eines Organs ausreicht, um auf zwingende, also schauderhafte Hervorbringungen zu schließen, traf jüngst ja auch vielfach die von der Bundesregierung eingesetzte Ethik-Kommission, die eigentlich der Regierung eine praktische öffentliche Brücke  zu den wahlpolitisch wirksamsten Ufern zusammenzimmern sollte. Die Mitgliedschaft der Töpfer, Hauff oder Beck irritierte die Freunde des Palowismus da selten.

Tatsächlich aber war die Reaktion von Greenpeace oder auch dem BUND differenzierter. Sie vermerkten, dass Lage und AutorInnen da ein bemerkenswertes Dokument über Wandel, Veränderung, Transition, Transformation hinterlassen hatten. Es gibt gerade der antipawlowschen Linken Anlaß, über seine Methodologie nachzudenken.

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Neues zur Eigentumsfrage?

„Alle Wege führen zum Eigentum“ formulierte 1973 der kanadische Ökonom Charles Brough Macpherson – und wenn jemand immer wieder diese Wege einschlägt, dann kommt sie oder er höchstwahrscheinlich von links. Schließlich schreibt die Linke seit jeher der Eigentumsfrage einen hohen Wert zu. Im Kern fiel für sie lange Zeit die Antwort auf diese Frage zusammen mit der Überwindung des Kapitalismus und der Schaffung einer sozialistischen Gesellschaft. Folgerichtig markierte die Eigentumsfrage traditionell die – womöglich zentrale – Differenz zu allen anderen großen politischen Richtungen. Verschwand dieser Unterschied, so galt dies in aller Regel als grundlegende Beschädigung der eigenen Identität und wurde als Aufgabe der alten politischen Utopie des Sozialismus verstanden. Wenige Fragen in der Geschichte der Linken und vor allem der Arbeiterbewegung sind daher so hartnäckig umstritten gewesen und haben eine vergleichbar überwältigende Fülle von Kritiken, Ideen, Konzeptionen, Theorien und Vorschlägen, Konflikten und Spaltungen hervorgebracht. Wie steht es um die Eigentumsfrage in der Programmdebatte der LINKEN? Dazu mehr in der Skizze Neues vom Eigentum? (pdf).

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LuXemburg 4/2010: Commons, Kommune, Kommunismus…

Commons, Kommune, Kommunismus – was verbindet sie? Ihre Tausendjahresgeburt aus dem Lateinischen, dem „communi-care“. Das meint: „Gemeinsam machen“, „Teilen“, „Mit-teilen“, „Teil-haben“, die „Gemeinschaft“ (Communio), das Sich-kümmern um „das Gemeinsame“ (Communis) oder um das „Allgemeine“ (Common). In den Aktionen der Stuttgarter „Parkwächter“ um die Bäume als kulturelle Commons, in den Kämpfen um kommunale Bürgerhaushalte und die Sicherung gemeinsam genutzter öffentlicher Angebote an Kultur und sozialen Einrichtungen durch die Kommunen oder auch in den neuen philosophisch-theoretischen Versuchen, Kommunis – mus neu zu denken „nicht nur in Begriffen einer Alternative zur Ausbeutung und zu verschiedenen Formen der Unterdrückung – schließlich zum Kapitalismus – sondern einer Alternative zur Alternative, wie sie geschichtlich verwirklicht wurde“ (Balibar) – hier gibt es eine geschichtliche und praktisch-gegenwärtige Verknüpfung dieser auf den ersten Blick so grundsätzlich verschiedenen und im Bewußtsein der Akteure völlig zusammenhangslosen Sachverhalte. Die LuXemburg trägt Stichworte zu Kommune (Stadt), Commons und Kommunismus zusammen. Umrisse einer Verbindung im Zeichen des Communen zeigen sich dabei – noch nicht mehr. Sie sind aber vielleicht eine bestandsfähige Antwort auf die große Enteignung, die der neoliberale Krisenkapitalismus jetzt vorangetrieben hat: die Antwort der gemeinsamen Aneignung und der Aneigung des Gemeinsamen.

Im Heft ein Beitrag von mir „Bäume in Stuttgart und anderswo“ (S.78-83), der auf der Website der LuX publiziert ist. Er geht zurück auf frühmorgendliche Einfälle während der äußerst interessanten und freundlichen Inkota-Commons Debatte vor einigen Wochen, die von Silke Helfrich wesentlich organisiert worden war und über die Brigitte Kratzwald in ihrem Blog ausführlich berichtet hatte. Der Text beginnt der Frage nachzugehen, wie verschiedene Ansätze alternativer Eigentumspolitik („Commons : Öffentliches“) auf der Linken als crossover-Projekt verbunden werden können. Am Ende des Beitrags dazu Einige der wenigen aktuellen Texte, die Ähnliches debattieren, vor allem von Meretz, Katzwald (s. auch eben hier) , Bärmann, Exner, Massimo De Angelis und Stavrides.

In der LuXemburg 4/2010 schreiben: Gar Alperovitz, Margit Mayer, Étienne Balibar und Antonio Negri, Alex Demirovic, Christina Emmrich, Michail Nelken, Sabine Nuss, Sebastian Sladek, Rainer Rilling, Iris Nowak, Dov Khenin, Sabine Reiner, Thomas Sablowski, Felicitas Weck, Peter D. Thomas u.a.Dezember 2010, 160 Seiten, VSA: Verlag – 10,- Euro, Abo 30,- Euro, erm. 20,- Euro.

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Politisches Denken

Frank Deppe hat den letzten Band seiner Geschichte des Politischen Denkens fertiggestellt – über 2100 Seiten sind es geworden.

Bei VSA ist der Band nun erschienen. Nach der Lektüre – so im Januar – einige Notizen dazu.

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Die Landeshauptstadtbäume

werden übrigens auf der Website der Stadt Stuttgart gefeiert:

Bäume in der Stadt

Die über 100.000 Stuttgarter Bäume auf öffentlichen Grundstücken sorgen zusammen mit den vielen Tausend Bäumen in privaten Bereichen für eine hervorragende Lebensqualität im Ballungsraum Stuttgart.

Die Bäume bieten im Sommer einen schattigen kühlen Platz und verschönern das Straßenbild. Oft ist ein besonders schöner und großer Baum ein Wahrzeichen für eine Straße, der auch die Wiedererkennung erleichtert.

Mit ihrer Blattmasse produzieren die Bäume Sauerstoff und binden den Feinstaub. Interessierte können eine Baumpatenschaft beim Verkehrsverein Pro Stuttgart übernehmen, um die Bäume z.B. im Sommer zu wässern oder darauf zu achten, dass der Bodenbereich frei von Müll und Hundekot bleibt.

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