Zur Causa Albert:

Die Sache Scharenberg hatte Aufsehen erregt – > Spiegel Online, Berliner Zeitung, Neues Deutschland, Junge Welt – und erregt es immer noch, nachdem nun im Tagesspiegel eine ungewöhnliche Solidaritätsanzeige erschienen ist. Ein umfangreicher Bericht im Spiegel skizziert die aktuelle Situation, eine Analyse in Telepolis beschreibt das zunehmend problematische Umfeld. Vielleicht wird die Pein so groß, dass sich Herr Lenzen bewegt.

Mapping the theoretical left

marx1.jpgSeit dem unvergesslichen „What Does the Ruling Class Do when it Rules?“ (1978) hat Göran Therborn über Modernität, Globalisierung, den Wohlfahrtsstaat oder Europa geschrieben. In der neuen Nummer (43 Januar/Februar 2007) der New Left Review publiziert er eben unter dem Titel After Dialectics (nur über Subskription, aber im Moment auch noch hier!) den Versuch eines Überblicks über „Radical Social Theory in a post-communist World“. Dazu entwickelt er eine Reihe von Richtungsdifferenzierungen innerhalb der Linken, legt vielleicht doch fehlgehendes übergroßes Gewicht auf die Relation Modernität:Postmodernität bei der Verortung der gegenwärtigen theoretisch-politischen Linken und konzentriert sich vor allem auf das akademische Feld im europäisch – angloamerikanischen Raum. Osteuropa, Rußland, Asien, großenteils auch Afrika und China sind ihm nicht sonderlich im Blick. Interessant seine Einschätzung vom großen Gewicht der nordamerikanischen theoretischen Linken, die mit den Beiträgen dieses Blogs zum US-amerikanischen akademischen Marxismus übereinstimmen. Therborn schreibt am Ende seines Beitrags: „Mapping the theoretical left“ weiterlesen

Jutta Held ist gestorben

Jutta.jpgEine besonders angenehme, zurückhaltende und glaubwürdige Menschin“ formulierte eine Mail dieser Tage zu Jutta Held, die am 27. Januar gestorben ist. Ja wirklich. Ihre freundliche, bedachte Bestimmtheit und eine dem Gegenüber schon fast verstörend Raum gebende bescheidene Aufmerksamkeit passte ja auch gar nicht zu der Kultur der Organisationshektik und so extrem wichtigen Entscheidungsorientiertheit, die sie jahrelang in den 90ern über sich im Vorstand des BdWi ergehen liess. Damals lernte ich sie kennen und schleppte sie sogar 1996 mit ihrem Mann Norbert Schneider in unsere Herbstakademie nach Volterra, wo sie über „Kunst und Politik im 20. Jahrhundert“ referierte.
Sie hat sicher ganz wesentlich die Kunstgeschichte an der Universität in Osnabrück etabliert, dort sind auch einige Nachrufworte erschienen, auch in der FAZ und vor allem in SZ. Aus dem Online-Archiv der Osnabrücker Zeitung ist die Meldung schon wieder verschwunden. Vor allem aber: sie hat eine große Fülle von Publikationen erarbeitet, die in kleinen linken und großen rechten Verlagen erschienen. „Kunst und Sozialgeschichte“ war der Titel einer Festschrift 1995 für sie. „Picassos Koreabild und die avantgardistische Historienmalerei“ war das Thema ihrer Abschiedsvorlesung. Ihr letztes Buch, das sie zusammen mit ihrem Mann verfasst hat, trägt den Titel „Grundzüge der Kunstwissenschaft“ (Böhlau Verlag) und ist erst kurz vor ihrem Tode erschienen.
Ihr politisches Herz aber galt einer Kunst, die sich politisch zum Faschismus verhält und ihn bekämpft, kurzweg, immer. Und sie haßte Krieg, der Kapitalismus war ihr zuwider – was sie nicht daran hinderte, mit über die „Kunst der Banken. Gemeinsinn durch Privatisierung“ zu verhandeln und vor Jahren in der FAZ über die Inwertsetzung von Kunst einen gewitzten Beitrag zu schreiben.

Sie hat die Guernica-Gesellschaft ausschlaggebend mitgegründet, deren Tagungen und klugen Veröffentlichungen immer wieder vorangetrieben. In vielen Projekten der Wissenschaftslinken hat sie mitgearbeitet: dem BdWi oder dem HKWM oder im Beirat von „W&F“. Im „Forum Wissenschaft“ und in „W&F“ hat sie geschrieben und als Vertrauensdozentin der Rosa Luxemburg Stiftung vertrat sie dort ein Feld, mit dem die Stiftung erst langsam etwas anfangen kann. Greifen wir zu ihren Worten, wenn wir uns Zeit nehmen.

Auf die Gefahr hin,

dass dieses Blog zu einer blossen Ankündigungs- und Verweiszone mutiert, rasch der Link zu der Konferenz in Sachen Austromarxismus, die vom 15.-17.12. in Wien stattfindet. Eigentlich habe ich hier aus den üblichen Gründen (Opportunismus, Pluralismus, Multimarxismen usw.) auf die historische Kategorie „Marxismus“ verzichtet, aber hier wärs mal recht angemessen. Zugleich dank Walter Baier der Einstieg von transform.at ins linke Tagungsbusiness!

Rethinking Marxism (3): Fantasies of Communism…

Debattiert wurde über den Neuen Imperialismus – und Zaghaftigkeit beim Aufrufen des Begriffs war selten zu spüren! Das „Neue“ am Impeiralismus siedelten viele Diskutanten im Bereich der Finanzen und ihrer Verteilung, in der Globalisierung der Mehrwertproduktion und…in der politikstrategischen Aufwertung der politischen Demokratie an. Diese wurde debattiert als praktikabelstes Medium zur Sicherung des Rückflusses der Mittel in das Zentrum einer ansonsten deterritorialisierten Produktion und als adäquates Instrument einer kulturellen Verankerung der Eigentumsrechte. Die globalisierte Präsenz der Zwangsjacke der Eigentumsrechte ist die Basis für politische Integration durch Demokratie; über die offenbare Abnahme der Akzeptanzproduktion und Integrationsleistung politischer Demokratie wurde kaum verhandelt. Wer konkret in den USA im Machtzentrum des amerikanischen Imperialismus steht, war Gegenstand einer umfangreicheren Seminarserie, zu der sich u.a. Doug Henwood, Jonathan Nitzan oder Bob Jessop einfanden. Lag hier der Akzent stark auf der die Tagung immer noch stark prägende Politische Ökonomie, so ging es in anderen Workshops um postkoloniale Zugänge zur Machtanalyse – eine Kombination, die in Deutschland ihresgleichen sucht. „Rethinking Marxism (3): Fantasies of Communism…“ weiterlesen

Rethinking Marxism (2): The Power of the Left Media

hieß das erste der drei zentralen abendlichen Panels der Tagung mit Liza Featherstone, Shut Jhalley und Trevor Scholz. Featherstone, Autorin in der Nation ebenso wie in der New York Times leitet den fundamentalen Blickwechsel ein, den der Titel der Plenumsdebatte tatsächlich anzeigte: es ging um die real existierende Macht der linken Medien in den USA. Die Bilanz, die sie zog, war das klare Gegenteil der Kultur der Marginalität, des Klagens, des Pessimismus und der Aussichtslosigkeit, welche die Rhetorik linker Medien in Deutschland und Europa ungebrochen durchdringt. „Rethinking Marxism (2): The Power of the Left Media“ weiterlesen