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Es war
einfach unglaublich.
Lange
vor der eigentlich beginnenden Demonstration strömten die Menschen vom
Parkplatz der Fortezza da Basso über den Seiteneingang hinaus auf die
Straße, um dort mit Plakaten, Spruchbändern und Gesängen ihr neu
gewachsenes Selbstverständnis zu demonstrieren. „Un’ altra Europa è
possible“ - ein anderes Europa ist möglich.“ Diesen Satz holten die
Menschen in Florenz - die Teilnehmer am Sozialforum und die Bewohner
dieser Stadt mit den hier formulierten Ideen, Projekten, Gedanken, mit
der Größe an Toleranz, Verständnis und Sympathie aus der Utopie in die
Gegenwart. Weil es so viele sind, die Ideen haben, die kämpfen und
gestalten wollen und weil dieser Satz so viel Unterschiedliches einen
kann, wird er zur Möglichkeit, zur Hoffnung, die hier in Florenz nicht
enttäuscht wurde. In den Gesichtern spiegelte sich der feste Glaube,
dass es lohnt, diese Welt zu verändern, sie schöner zu machen und
selbst darin schön zu sein. Nicht irgend wer, nicht irgend eine anonyme
Kraft, nicht Vertreter oder Delegierte, sondern man war selbst direkt
beteiligt, konnte sich - scheinbar vorbei an hierarchischen Strukturen
von Institutionen und Organisationen – selbst einbringen. Alte Symbole
wurden aufgegriffen und neue daneben gesetzt. Die geballte rote Faust
hatte neben sich das Logo des Sozialforums. Losungen von Akteuren
standen nebeneinander, die oft genug bei den Aktionen vor Ort getrennt
bleiben. Stundenlang zog sich dieser bunte, fröhlich kämpferische
Demonstrationszug mit den über 6000000 Teilnehmern durch die Straßen und
schien für jene, die ihn mit Sympathie am Rande begleiteten, kein Ende
zu nehmen. Wortsalven aus alten und neuen Kämpfen wechselten einander
ab. Tausendfach erklang der Ruf „A - Anti - Antikapitalisma“ begleitet
mit Hüpfen und den im Rhythmus in die Luft gestreckten Fäusten. Und kaum
jemand dachte wohl bei „revolution!“ an den Sturm auf die Bastille -
obwohl gerade dieses Motiv bewußt wieder aufgegriffen wurde - oder gar
an den Schuss der Aurora. Gemeint war die Forderung nach radikaler
Änderung dieser Welt. Florenz war nicht der Ort gründlicher Analysen,
nicht der Ort kontroverser Strategiedebatten. Es war ein Ort, der Platz
bot für viele Gedanken zur Änderung dieser Welt, die sich hier nur
skizzieren lassen. Ein Ort mit unzähligen Konferenzen mit bis zu 5.000
Teilnehmern, Seminaren mit über 3000 Zuhörern, mit Workshops, von denen
keiner unter 100 Teilnehmer zählte. Es lohnt in den Materialien
nachzulesen – empfehlenswert auch „power and property“ von TRANSFORM!.
Florenz war vor allem ein Ort der sich neu herausgebildeten Identität
dieser Bewegung, die jeden, der dabei war, einfach mitreißen musste.
Ein Ort der Identifikation. Nicht jeder wollte jeden Gedanken
unterschreiben und nicht jeder unter jeder Fahne mitlaufen. Aber niemand
mochte auf die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Ideen, Gedanken,
Projekte, Aktionen dieser Bewegung verzichten. Gerade die
Verschiedenheit der Akteure und Organisationen und der sie letztlich
einende Satz von der anderen Welt, die möglich ist, weil es diese
Bewegung so gibt, machte das Besondere von Florenz aus.Florenz tat der
Bewegung und auch der eigenen Seele gut! (Conny Hildebrandt) |
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