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Kein Photo oder Video -
ein Porträtbuch

 
 

 

 

 

 

The march was heavy on shrill whistles, communist hymns, red flags and portraits of Ernesto "Che" Guevara. None of the marchers shared the Bush administration's enthusiasm for overthrowing President Saddam Hussein of Iraq, and instead held aloft banners proclaiming "Drop Bush, Not Bombs".
The Washington Post v.
 10.11.02

   

 

 

 

 

 

 




 
 

Es war einfach unglaublich.

Lange vor der eigentlich beginnenden Demonstration strömten die Menschen vom  Parkplatz der Fortezza da Basso über den Seiteneingang hinaus auf die Straße, um dort mit Plakaten, Spruchbändern und Gesängen ihr neu gewachsenes Selbstverständnis zu demonstrieren. „Un’ altra Europa è possible“ - ein anderes Europa ist möglich.“ Diesen Satz holten die Menschen in Florenz - die Teilnehmer am Sozialforum und die Bewohner dieser Stadt mit den hier formulierten Ideen, Projekten, Gedanken, mit der Größe an Toleranz, Verständnis und Sympathie aus der Utopie in die Gegenwart. Weil es so viele sind, die Ideen haben, die kämpfen und gestalten wollen und  weil dieser Satz so viel Unterschiedliches einen kann, wird er zur Möglichkeit, zur Hoffnung, die hier in Florenz nicht enttäuscht wurde. In den Gesichtern spiegelte sich der feste Glaube, dass es lohnt, diese Welt zu  verändern, sie schöner zu machen und selbst darin schön zu sein. Nicht irgend wer, nicht irgend eine anonyme Kraft, nicht Vertreter oder Delegierte, sondern man war selbst direkt beteiligt, konnte sich -  scheinbar vorbei an hierarchischen Strukturen von Institutionen und Organisationen – selbst einbringen. Alte Symbole wurden aufgegriffen und neue daneben gesetzt. Die geballte rote  Faust hatte neben sich das Logo des Sozialforums. Losungen von Akteuren standen nebeneinander, die oft genug bei den Aktionen vor Ort getrennt bleiben. Stundenlang zog sich dieser bunte, fröhlich kämpferische  Demonstrationszug mit den über 6000000 Teilnehmern durch die Straßen und schien für jene, die ihn mit Sympathie am Rande begleiteten, kein Ende zu nehmen. Wortsalven aus alten und neuen Kämpfen wechselten einander ab. Tausendfach erklang der Ruf „A  - Anti  - Antikapitalisma“ begleitet mit Hüpfen und den im Rhythmus in die Luft gestreckten Fäusten. Und kaum jemand dachte wohl bei „revolution!“ an den Sturm auf die Bastille  - obwohl gerade dieses Motiv bewußt wieder aufgegriffen wurde - oder gar an den Schuss der Aurora. Gemeint war die Forderung nach radikaler Änderung dieser Welt. Florenz war nicht der Ort gründlicher Analysen, nicht der Ort kontroverser Strategiedebatten.  Es war ein Ort, der Platz bot für viele Gedanken zur Änderung dieser Welt, die sich hier nur skizzieren lassen. Ein Ort mit unzähligen Konferenzen mit bis zu 5.000 Teilnehmern, Seminaren mit über  3000 Zuhörern, mit Workshops, von denen keiner unter 100 Teilnehmer zählte. Es lohnt in den Materialien nachzulesen  – empfehlenswert auch „power and property“ von TRANSFORM!. Florenz war vor allem ein Ort der sich neu herausgebildeten Identität dieser Bewegung, die jeden,  der dabei  war, einfach mitreißen musste. Ein Ort der Identifikation. Nicht jeder wollte jeden Gedanken unterschreiben und nicht jeder unter jeder Fahne mitlaufen. Aber niemand mochte auf die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Ideen, Gedanken, Projekte, Aktionen dieser Bewegung verzichten. Gerade die Verschiedenheit der Akteure und Organisationen und der sie letztlich einende Satz von der anderen Welt, die möglich ist, weil es diese Bewegung so gibt, machte das Besondere von Florenz aus.Florenz tat der Bewegung und auch der eigenen Seele gut! (Conny Hildebrandt)

 
 
 
 
 
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