Left Bank

Ja, einige sehr lesenswerte Nischenreminiszenzen werden immer neu aufgelegt. Doch ansonsten vermarkten die rive gauche der Pariser Vorkriegszeit und danach heutzutage bloß noch ausgerechnet die Best Western Hotelkette oder diverse „unabhängige“ Kommerzprojekte (z.B. in Portland), Restaurants, Gallerien usw.usf. Aber auch sie spiegeln das besondere wieder, das die Left Bank auszeichnete: sie war ein eigener sozialkultureller Ort in einer bestimmten Zeit. Demgegenüber Los Angeles in der ersten Hälfte der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts: dort waren die Manns, Brecht, Renoir, Lang, Stravinsky, Schönberg, Feuchtwanger, Werfel, Simmel, Döblin, Adorno, Horkheimer, Dali, Bunuel, Ophüls, Fitzgerald, Parker oder Faulkner – nie aber bildeten sie eine LA-intellectual community. Wie anders die Left Bank. Es gibt also ganz besondere Bedingungen für die Vergesellschaftung linker Intellektualität. Warum es überhaupt Sinn macht, im Zeitalter von Bachelor und Masters, McCain und Merkel sich damit zu beschäftigen, ob die angeblich „neue“ Linke sich auch neue linke Intellektuelle zulegen sollte, debattiert ein Beitrag „Eine neue left bank der Intellektuellen?„, vorgetragen auf der SDS-Tagung an der Humboldt-Uni im Frühjahr 2008.

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Das Lager als Struktur bundesdeutscher Flüchtlingspolitik

Das Lager als Struktur bundesdeutscher Flüchtlingspolitik
Eine empirische Untersuchung zur politischen Funktion des bürokratischen Umgangs mit MigrantInnen in Gemeinschaftsunterkünften und Ausreiseeinrichtungen in Berlin,Brandenburg und Bramsche / Niedersachsen.

Diss. zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie im Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften Otto – Suhr – Institut für Politikwissenschaften Freie Universität Berlin vorgelegt von Tobias Pieper Berlin 2008. Eine wirklich wichtige Arbeit.

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Hillary Clinton

WahlenHinter der Auseinandersetzung zwischen Obama und Clinton um die Kandidatur der Demokratischen Partei zu den Wahlen am 4. November 2008 ist weithin zurückgetreten, dass es mit dem oftmals behaupteten oder mit Blick auf die lame duck Bush einfach vorausgesetzten Zusammenbruch des republikanischen Lagers nicht so weit her ist. Mitte März 2008 ergaben Meinungsumfragen, dass McCain Obama wie Clinton schlagen würde. Das hängt entscheidend damit zusammen, dass die Sprengkraft von race, class and gender bei der ideologischen Integration des rechten Blocks eine offenbar geringere Rolle spielt als bei den Demokraten und Religion, Nationalismus (Amerikanismus) und Militarismus einen kulturellen Kitt bereitstellen, welcher der politischen Rechten in den USA aktuell jedenfalls immer noch eine Majorität gegenüber dem liberalen Block sichert. Um so bemerkenswerter, dass bei den über 100 workshops der weithin spannenden und klugen Versammlung der radikalen Linken dieser Tage in New York – dem Left Forum – die Auseinandersetzung mit der sich formierenden Wahlpolitik der Rechten um McCain kaum eine Rolle spielte, auch wenn etwa der Hinweis Naomi Kleins auf die parallel stattfindende Dokumentation der Wintersoldiers viel Beifall bekam. Der Obama-Clinton-Konflikt überspielt gerade für die Linke noch dieses Thema und spaltet nicht nur den liberalen Block. Für Obama haben sich bekanntlich mittlerweile neben einigen nicht gerade unwesentlichen Teilen des Großkapitals und des US-Militärs sowie der liberalen Fraktion der amerikanischen herrschenden Klasse diverse 68er wie Tom Hayden oder Paul Buhle, Vertreter der Afroamerikaner wie Bill Fletcher, Exekutive Editor des Black Commentator oder Medienintellektuelle wie John B. Judis ausgesprochen. Auch wurde er vergleichsweise wohlwollend von diversen right wingers wie Limbaugh, Novak, Kristol, Will oder Bennett behandelt, wie (wenig überraschend) die erzürnte Village Voice jüngst vermerkte. Obama gelang es offenbar, in den diversen offenen Vorwahlen der Demokraten die Mehrheit der republikanischen und unabhängigen Stimmen zu bekommen, die offenbar nicht selten aus taktischen oder genderbiased Gründen gegen Clinton stimmten. Andererseits kämpft Clinton, die einen Großteil der aktivistischen Basis der Liberalismus und der kulturellen und politischen Linken verloren hat (aber natürlich nicht die Unterstützung der liberalen Machtelite), nicht nur um die für sie wahlentscheidende soziale Linke, sondern auch weitaus mehr als ihr einschlägiger historischer Record verrät, um die klassische feministische Wählerbasis. Newsweek vom 17.3.2008 zum Thema Gender, Class and Hillary Clinton trägt eine Reihe beeindruckender Beiträge zusammen, die das Gender-Wahldilemma verdeutlichen.

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Kultur

Die FAS vermittelt ihren LeserInnen Sonntags den Gehalt des abendlichen Hauptfernsehangebots und liest man das so in der Folge, etwa am 2.3.2008, könnte es von Harald Schmidt stammen, wie wir ihn einst kannten.

Die Frau des Glasfabrikanten Klose wurde ermordet. Sie sind exklusive Dinnerparties gewöhnt, genießen auf VIP-Galas die köstlichsten Speisen und bekommen vom Profi-Kellner erlesene Weine serviert. Die Unternehmertochter Oita wird ermordet. Ihr Leibwächter John Creasy will Rache. Die Hebamme Andrea wird des Mordes angeklagt. Die Frau ihres Liebhabers starb bei der Entbindung. Auf Tony wird ein Bombenschlag verübt. Gibbs befürchtet, dass der Waffenhändler La Grenouille damit zu tun hat. Der zum Tode verurteile Auftragskiller Pony Funez will Don die Verstecke seiner Opfer nennen und dafür seine Tochter sehen. Joseph Vilsmaier rekonstruiert die Ereignisse, die 1945 zum Untergang der „Wilhelm Gustloff“ führten. Maggie hat nur Spaß im Kopf, Rose ist eine biedere Anwältin. Das gute Verhältnis der Schwestern wird zerstört, als Maggie Roses Freund verführt. Rose wirft sie aus dem Haus. Maggie kommt bei ihrer Oma im Seniorenheim unter. Während sie dort einiges über das Leben lernt, befreit sich Rose aus ihrer Spießigkeit.  Feuerwehrmann Jack wird in einem brennenden Gebäude eingeschlossen. Während seine Kameraden langsam zu ihm durchdringen, reflektiert Jack über sein Leben. Die Polizei ist ratlos.

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Studentische Massenpöbeleien

nennt Gerd Roellecke, emeritiert, in der FAZ v. 14.2.08, was nach seiner Meinung dummerweise „1968“ genannt wurde. Das waren „Keime jener Rohheit“, die sich auch in „den wüsten Beschimpfungen jüdischer Professoren in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts“ zeigte. R. bedauert, dass man den in roh-antisemistischer Kontinuität stehenden 68ern nicht „den Stempel der Gewalttätigkeit aufzudrücken“ vermochte, bringt aber doch erleichtert dann Habermas‘ „linken Faschismus“ in Anschlag, der allerdings, wie schlapp, am Ende bloß eine Menge von „zwielichtigen Gestalten“ in das hochschulpolitische Establishment geschwemmt habe. Also nein, mein Leib- und Magenblatt – solche Exzesse erinnern mich immer wieder daran: die FAZ selbst ist der Exzess.

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Heute

bekam ich eine fabelhafte Postkarte aus China zum Geburtstag die mich mahnte, deutlich dem Aussterben der Briefmarkenkultur den Kampf anzusagen! Die Handymarken und daneben die uralte chinesische Laokoongruppe, die schreit und jammert weil sie keine flatrate mehr kriegt – einfach toll.

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Kapitalismus und Sprache

„Studies in Language and Capitalism“ ist der Name einer neuen Zeitschrift, deren zweite Ausgabe eben erschien. Die Publikation verortet sich im Raum der kritischen Diskursanalyse und formuliert als Zielsetzung: „Studies in Language and Capitalism is a peer-reviewed online journal that seeks to promote and freely distribute interdisciplinary critical inquiries into the language and meaning of contemporary capitalism and the links between economic, social and linguistic change in the world around us. The journal is a project of the LNC group listserv and stems from our shared concern regarding the global spread of new economic ideologies and specifically the way that neoliberals attempt to naturalise, and hence entrench, social, political and economic inequalities. It is our hope that various groups of people will use and contribute to the journal, including: researchers analysing language in use, activists in social movements who see language use as part of their concerns, journalists concerned with language and rhetoric, and social researchers in other fields where the politics of language use is an issue.“ Nach einem ersten Blick ist das Unternehmen der Lektüre sehr wert.

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Sao Paulo – das Ende der visuelle Verschmutzung durch Werbung?!

Sao Paulo Kaum zu glauben, was in Sao Paulo geschah und worüber David Bollier in seinem commons-Blog, Tony de Marco auf Flickr, Boing Boing und die IHT vom 12.12.2006 berichten: der (mehrheitlich keineswegs linke) Rat der größten Stadt Lateinamerikas Sao Paulo (über 11 Mio Einwohner) hat im September 2006 mit 45:1 Stimmen beschlossen, öffentliche Werbung zu untersagen. Das betrifft Bildschirme und andere elektrische und elektronische Medien, Leuchtreklamen, Flugblätter, Bus- und Taxiwerbung, die zahllosen häufig illegalen Werbetafeln für Jeans, Burgers, Sex und Banken – und sogar von Flugzeugen gezogene Werbebanner (was in einem ersten der zahllosen zu erwartenden Klagen für ungültig erklärt wurde, weil der Luftraum nicht der Kontrolle einer Gemeinde unterläge – was zweifellos zutrifft)! Auch die Größe der Ladenschilder wird reguliert. (Übrigens sind Werbetafeln in Vermont, Alaska, Hawai und Maine auch verboten). „Sao Paulo – das Ende der visuelle Verschmutzung durch Werbung?!“ weiterlesen

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Frohe Ostern

schicksal.jpgnachdem wir 2006 die Osternfrage völlig unbeantwortet liessen, soll sich dies nun ändern!

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