Mapping the theoretical left

marx1.jpgSeit dem unvergesslichen „What Does the Ruling Class Do when it Rules?“ (1978) hat Göran Therborn über Modernität, Globalisierung, den Wohlfahrtsstaat oder Europa geschrieben. In der neuen Nummer (43 Januar/Februar 2007) der New Left Review publiziert er eben unter dem Titel After Dialectics (nur über Subskription, aber im Moment auch noch hier!) den Versuch eines Überblicks über „Radical Social Theory in a post-communist World“. Dazu entwickelt er eine Reihe von Richtungsdifferenzierungen innerhalb der Linken, legt vielleicht doch fehlgehendes übergroßes Gewicht auf die Relation Modernität:Postmodernität bei der Verortung der gegenwärtigen theoretisch-politischen Linken und konzentriert sich vor allem auf das akademische Feld im europäisch – angloamerikanischen Raum. Osteuropa, Rußland, Asien, großenteils auch Afrika und China sind ihm nicht sonderlich im Blick. Interessant seine Einschätzung vom großen Gewicht der nordamerikanischen theoretischen Linken, die mit den Beiträgen dieses Blogs zum US-amerikanischen akademischen Marxismus übereinstimmen. Therborn schreibt am Ende seines Beitrags: „Mapping the theoretical left“ weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Welt Foto Wettbewerb

Einige Gewinnerbilder des hochrangigen, high-level (man betrachte nur die Copyright-Bestimmungen!) World Press Photo Contest 2007 gingen vor ein Paar Tagen durch die Medien – vor allem das Siegesphoto schicker junger Libanesen und Libanesinnen, die mit Fotohandy, Sun Glasses und zugehaltener Nase im roten offenen Cabriolet Zerstörungstourismus praktizierten. Nun scheint der Wettbewerb – sieht man von der irrelevanten Sportkategorie ab (Zidane, vorher und nachher!) – auf den ersten Blick seit jeher gar nicht so weit von der Gefühlslage der knipsenden Handyfrau entfernt zu sein. Doch dieser Eindruck dürfte irren. Durchgängig bilden die Fotos menschengemachte Gewalt, Krieg, Elend, Verzweiflung, Verkrüppelung, Mord ab. Ausnahmslos.

Print Friendly, PDF & Email

Jutta Held ist gestorben

Jutta.jpgEine besonders angenehme, zurückhaltende und glaubwürdige Menschin“ formulierte eine Mail dieser Tage zu Jutta Held, die am 27. Januar gestorben ist. Ja wirklich. Ihre freundliche, bedachte Bestimmtheit und eine dem Gegenüber schon fast verstörend Raum gebende bescheidene Aufmerksamkeit passte ja auch gar nicht zu der Kultur der Organisationshektik und so extrem wichtigen Entscheidungsorientiertheit, die sie jahrelang in den 90ern über sich im Vorstand des BdWi ergehen liess. Damals lernte ich sie kennen und schleppte sie sogar 1996 mit ihrem Mann Norbert Schneider in unsere Herbstakademie nach Volterra, wo sie über „Kunst und Politik im 20. Jahrhundert“ referierte.
Sie hat sicher ganz wesentlich die Kunstgeschichte an der Universität in Osnabrück etabliert, dort sind auch einige Nachrufworte erschienen, auch in der FAZ und vor allem in SZ. Aus dem Online-Archiv der Osnabrücker Zeitung ist die Meldung schon wieder verschwunden. Vor allem aber: sie hat eine große Fülle von Publikationen erarbeitet, die in kleinen linken und großen rechten Verlagen erschienen. „Kunst und Sozialgeschichte“ war der Titel einer Festschrift 1995 für sie. „Picassos Koreabild und die avantgardistische Historienmalerei“ war das Thema ihrer Abschiedsvorlesung. Ihr letztes Buch, das sie zusammen mit ihrem Mann verfasst hat, trägt den Titel „Grundzüge der Kunstwissenschaft“ (Böhlau Verlag) und ist erst kurz vor ihrem Tode erschienen.
Ihr politisches Herz aber galt einer Kunst, die sich politisch zum Faschismus verhält und ihn bekämpft, kurzweg, immer. Und sie haßte Krieg, der Kapitalismus war ihr zuwider – was sie nicht daran hinderte, mit über die „Kunst der Banken. Gemeinsinn durch Privatisierung“ zu verhandeln und vor Jahren in der FAZ über die Inwertsetzung von Kunst einen gewitzten Beitrag zu schreiben.

Sie hat die Guernica-Gesellschaft ausschlaggebend mitgegründet, deren Tagungen und klugen Veröffentlichungen immer wieder vorangetrieben. In vielen Projekten der Wissenschaftslinken hat sie mitgearbeitet: dem BdWi oder dem HKWM oder im Beirat von „W&F“. Im „Forum Wissenschaft“ und in „W&F“ hat sie geschrieben und als Vertrauensdozentin der Rosa Luxemburg Stiftung vertrat sie dort ein Feld, mit dem die Stiftung erst langsam etwas anfangen kann. Greifen wir zu ihren Worten, wenn wir uns Zeit nehmen.

Print Friendly, PDF & Email

Neocon`s Klima

Das American Enterprise Institute (AEI) ist zusammen mit Heritage der wichtigste rechte Think Tank in den USA. Über 20 Mitglieder des AEI wechselten in die erste Bush-Administration über, für zahlreiche Projekte der Bush-Administration (bis hin zum Krieg gegen den Iran) entstanden im AEI die Vorlagen. Laut Guardian vom 2.2.2007 bezahlt das AEI nun jenen Geld (nämlich 10 000 $), die eine Kritik der eben publizierten UN-Klimastudie schreiben. Von ExxonMobil bekam das AEI übrigens 1,6 Mio $ gespendet und ein vormaliger Chef des Unternehmens ist stellvertretender Vorsitzender des AEI-Aufsichtsrates. Der Worldwide Giving Report 2005 von ExxonMobil ist ein Blick wert.

Print Friendly, PDF & Email

Linksnet-Umfrage & Insight

Auf Linksnet, das sich mit mittlerweile gut 2500 Texten ganz gut herausgemacht hat, läuft nun bis Ende Januar 07 erstmals eine Umfrage. Es geht um für die Weiterentwicklung des Projekts wesentliche Fragen. „Funktioniert“ das Design? Welche Schritte in Richtung „Web 2.0.“ sollen gegangen werden? Sollen wir uns um englische Mitmacher / Texte bemühen? Macht ein Schritt über die bisherige Textorientierung hinaus in Richtung auf „linke“ Audio- und Videoangebote Sinn?
Dies alles sind arbeitsintensive Zukünfte, sie sollten in möglichst enger Zusammenarbeit mit den LeserInnen gemacht werden.

Natürlich krumpelt es an vielen Ecken: eine Reihe von Zeitschriften sind wenig engagiert – weshalb nun beschlossen wurde, dass nach einer Frist von 2 Jahren sie aus dem Projekt ausscheiden müssen. Die Kerngruppe der MacherInnen ist immer noch einstellig. Es sind noch bei weitem zu wenige ehrenamtliche Autoren dabei. Der Versuch, durch die kleine Bildergalerie das Erscheiungsbild zu verbessern und zugleich kritischen Bild- und Fotojournalismus zu unterstützen ist bislang nur in kleinsten Ansätzen gelungen. Der Terminkalender harrt einer breiteren Mitwirkung, Bemühungen um eine Etablierung einer auch medienpolitischen Rolle des zweifellos ziemlich einmaligen Zeitschriftenverbunds und um eine Motivierung innerer Kooperation zwischen den Zeitschriften sind bislang gescheitert.

Aber: in 2006 dürfte Linksnet erstmals mehr als 2 Millionen Besuche gehabt haben. Für ein linkes Projekt, das nur einige technische und redaktionelle Grundarbeiten finanzieren kann, eine erfreuliche Bilanz.

Print Friendly, PDF & Email

Blairs Ende des Multikulturalismus: „Adopt our values or stay away, Blair tells migrants“

Die Wende zur harten Labour-Fremdenfeindlichkeit verdient es notiert zu werden. Ein Bericht des Telegraph v. 9.12.2006: „

Tony Blair formally declared Britain’s multicultural experiment over yesterday as he told immigrants they had “a duty“ to integrate with the mainstream of society.In a speech that overturned more than three decades of Labour support for the idea, he set out a series of requirements that were now expected from ethnic minority groups if they wished to call themselves British.These included „equality of respect“ – especially better treatment of women by Muslim men – allegiance to the rule of law and a command of English.If outsiders wishing to settle in Britain were not prepared to conform to the virtues of tolerance then they should stay away. He added: „Conform to it; or don’t come here. We don’t want the hate-mongers, whatever their race, religion or creed.

„If you come here lawfully, we welcome you. If you are permitted to stay here permanently, you become an equal member of our community and become one of us. The right to be different. The duty to integrate. That is what being British means.“ (Text)

Print Friendly, PDF & Email

Michael Kenna

der gegenwärtig beste S/W-Landschaftsfotograf, hat berückende und wunderbar zahlreiche Bilder auf dem Netz. Dort aber auch seine Bilder zu den KZ`s – 50 Jahre danach.

Print Friendly, PDF & Email

„Die Welt hat wieder Angst vor uns“

schreibt in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 2.7.2006 Michael Ashelm auf S.13 und zitiert damit Oliver Bierhoff, der das in einem Interview (”auf der nächsten Seite”) gesagt habe. Dieses Interview ist überschrieben:

“Die Welt hat wieder Respekt vor uns.”

Und was hat Bierhoff dort gesagt:

“Die Fußball-Welt hat wieder Angst und Respekt vor uns.”

Es kommt nicht so darauf an. Wir verstehn uns. Im Sommermärchen.

Print Friendly, PDF & Email

Instant Democracy

Angesichts der zunehmenden Menge von failed states darf das Projekt des pneumatischen Parlaments nicht in Vergessenheit geraten:

“The Pneumatic Parliament ist ein schnell installierbares, transparentes, aufblasbares Parlamentsgebäude, das im Gelände abgeworfen werden kann und sich dann selbst entfaltet. Innerhalb von eineinhalb Stunden lässt sich die schützende Hülle für parlamentarische Versammlungen herstellen.”

Print Friendly, PDF & Email

Affektives Kapital

Einer jener Begriffszusammenhänge, die Michael Hardt und Antonio Negri in ihrem Band Empire entwickelten und der besonders rascher Ablehnung anheim fiel, war der Bezug auf das affektive Kapital. Im Unterschied zu anderen Kategorien des Bandes wurde er ignoriert. Ein wesentlicher und nachvollziehbarer Grund lag sicherlich darin, dass die Autoren die Problematik dieses Begriffs beiseite legten, die natürlich (ähnlich wie bei den Bourdieu`schen Kapitalkategorien u.v.m.) darin bestand, dass sie in der Tradition der frühen klassischen bürgerlichen Ökonomie Kapital auf eine Ressource unter vielen reduzierte und mit der Marx`schen Bestimmung von Kapital als gesellschaftlichem Verhältnis eine Absage erteilte. Eine kurze Notiz im Blog Posthegemony zur Rolle Lateinamerikas bei der Bereitstellung affektiven Kapitals zeigt, wie sinnvoll dieser Zugang sein kann. „Affektives Kapital“ weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email