Villa Rossa 2021

Welche Zeit danach?

New Normal, Brüche und andere Zukünfte


Die 18. „Villa Rossa“ wird vom 21. August 2021 (Anreise am Samstag) bis zum 28. August (Abreise am Samstag) in der Villa Palagione Centro Interculturale – Associazione ­­Culturale bei Volterra stattfinden! Ihr Thema:Welche Zeit danach? New Normal, Brüche und andere Zukünfte“. Nachdem im letzten Jahr die Villa Rossa der Pandemie halber abgesagt werden musste, freuen wir uns sehr, dass das Haus geöffnet ist und wir einen Neustart in der „Palagione“ machen können – seit 1989 wurde diese Veranstaltungsreihe unverdrossen unter verschiedenen Trägern und mittlerweile mit weit über 1000 Mitwirkenden durchgeführt und es wird Zeit für die 29. Villa! Sie ist eine Aktion in der Zeit: ein Versuch, Ressourcen der Veränderung auf Dauer zu stellen. Die Bedingungen für eine solche Veranstaltung sind zuverlässig gegeben und wir gehen davon aus, dass gesundete bzw. geimpfte Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Villa Rossa teilnehmen können.

Das auf der Hand liegende Problem für ein solches Seminar: die Pandemie wird weiterhin vieles überdecken, wenngleich mit unterschiedlicher Intensität. Aber zugleich sind alle der Sache Corona und des Themas müde. Der Ausweg: wir fragen nach dem „Danach“ der Pandemie, die man nicht loswerden wird: „Welche Zeit danach? Über New Normal, Brüche und andere Zukünfte“ also. Wir fragen:

Was wurde aus Pandemien im Kapitalismus gelernt, was ignoriert / vergessen und (vor allem) was veränderte sich danach – und warum?

New normal: Drohung und Verheißung nach dem Coronaschock

Krisendynamik und Krisenpolitik aus klassenanalytischer Perspektive

Europäische Union und Deutschland nach der Corona-Pandemie

Digitaler Kapitalismus – die neue Hegemonie?

Corona-Democracy – zur Entwicklung der rechtsstaatlichen Demokratie nach der Pandemie

Konflikte, Sicherheit und Friedenspolitik in und nach Pandemien

Corona und die Verwilderung der Arbeitsbeziehungen. Zur Neukonfiguration von (Erwerbsarbeit-) Arbeit im Nach-Corona-Kapitalismus

Gibt es eine neue Sozialismusdebatte? Nachhaltiger Sozialismus

Über die globalen Realitäten der Pandemie und die narrow-minded innerlinken Auseinandersetzungen

Und jetzt? Wo verstecken sich die Interventionspunkte für eine reflektierte Linke?

Zu diese Themen wird es knapp ein Dutzend Beiträge geben. Alle Informationen zu Themen, Texten und Personen finden sich spätestens ab Mitte Juli auf der Website der „Villa Rossa“ , Wir bemühen uns um die Anerkennung als Bildungsurlaub. Bis auf vier Zimmer ist das Tagungshaus vollständig ausgebucht – es ist also noch Platz, weil es kurzfristige Absagen gab. Wer an einer raschen Buchung oder näheren Informationen interessiert ist, möge sich bitte wenden an Godela Linde, godelalinde@gmx.de oder an Rainer Rilling, Rilling@outlook.de. Allgemeine Daten zur Villa Palagione finden sich auf der Website des Hauses http://www.villa-palagione.org/d/infos/infos.htm .

Ausflug

In Z 118 vom Juni 2019 ist ein Beitrag von mir erschienen: Enrichissment – Ökonomie der Bereicherung (S.91-98). Er diskutiert Aspekte des 2017 publizierten Buches von Luc Boltanski und Arnaud Esquerre („Enrichissment“) über „Bereicherung“ und „Anreicherung“. Thema ist der deutliche Wandel in der Ausbeutung heterogener und scheinbar alleinstehender Ressourcen wie Künste, Kultur, Luxusindustriue, Patrimonialisierung, Vergangenheitreferenz oder Tourismus und fokussiert u.a. auf das expansive Massiv einer damit verknüpften retronationalistischen Vergangenheitspolitik, die eine Schlüsselressource der aktuellen politischen Richtungsverschiebungen darstellt.

Jörg-Huffschmid-Preis 2019

In Gedenken an das wissenschaftliche Werk und das gesellschaftspolitische Engagement des kritischen Ökonomen Jörg Huffschmid wird 2019 zum fünften Mal der nach ihm benannte Preis für herausragende Arbeiten aus dem Feld der Politischen Ökonomie ausgeschrieben. Der Preis soll insbesondere junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigen, kritische Forschung im Sinne des Wirkens dieses herausragenden Wissenschaftlers zu betreiben.

Jörg Huffschmid, der im Dezember 2009 im Alter von 69 Jahren gestorben ist, verband in seinen Arbeiten scharfsinnige Analysen mit Kapitalismuskritik und politischer Vernunft. Als einer der Gründer der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik und der EuroMemo Gruppe sowie in seinem Wirken im Wissenschaftlichen Beirat von Attac und der Rosa-Luxemburg-Stiftung war sein persönliches, politisches und wissenschaftliches Ziel eine sozial gerechte Gesellschaft – gegen die vermeintliche Alternativlosigkeit des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams. Diese vier Organisationen schreiben daher den Preis seit 2011 alle zwei Jahre gemeinsam aus.

Eingereicht werden können neben Dissertationen auch Magister-, Master- und Diplomarbeiten in der Kategorie Abschlussarbeiten. Für Dissertationen ist eine Auszeichnung über 1.500 Euro und für Studienabschlussarbeiten über 500 Euro vorgesehen. Die Arbeiten sollten dem Feld der Politischen Ökonomie entstammen, zum Beispiel:

  • Finanzmarkt-, Fiskal-, Handels- und Industriepolitik
  • Alternativen zu Austerität und Privatisierung
  • Militarisierung europäischer Außen-, Grenzsicherungs- und Rüstungspolitik
  • Herausforderungen im digitalen Zeitalter
  • Sozial-ökologischer Umbau
  • 10 Jahre nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers – Lehren aus der jüngsten globalen Finanz- und Wirtschaftskrise
  • 20 Jahre Euro – Kontroversen um die Europäische Währungsunion

Dabei ermutigen wir ausdrücklich zur Einreichung disziplinübergreifender Arbeiten, die ökonomische mit sozial- oder politikwissenschaftlichen Ansätzen kombinieren.

Berücksichtigung finden Arbeiten, die seit dem April 2017 an einer europäischen Hochschule in deutscher oder englischer Sprache eingereicht und bewertet wurden. Arbeiten von Mitgliedern der ausschreibenden Arbeitsgruppen, Beiräte und den Beschäftigten der RLS können nicht berücksichtigt werden. Ihre Bewerbung richten Sie bitte vollständig und ausschließlich in elektronischer Form bis zum 1. April 2019 an Joerghuffschmidpreis@esosc.eu.

Ihrer Arbeit fügen Sie bitte bei:

  • Anschreiben
  • Zusammenfassung im Umfang von 800 Wörtern – in der der Bezug zum wissenschaftlichen Werk von Jörg Huffschmid dargestellt wird
  • Lebenslauf
  • Die hochschulischen Gutachten zur Arbeit.

Die Jury des Jörg-Huffschmid-Preises besteht 2019 aus:

Heide Gerstenberger, Wissenschaftlicher Beirat Attac, Universität Bremen; Jörg Hafkemeyer, Wissenschaftlicher Beirat der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Universität der Künste Berlin; Peter Herrmann, EuroMemo Gruppe, Corvinus University Budapest; Anne Huffschmid, FU-Berlin; Birgit Mahnkopf, Wissenschaftlicher Beirat Attac, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin; Silke Ötsch, Wissenschaftlicher Beirat Attac; Thomas Sablowski, Rosa-Luxemburg-Stiftung; Thomas Sauer, Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, Ernst-Abbe-Hochschule Jena; Mechthild Schrooten, Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, Hochschule Bremen

Beratend arbeiten Bärbel Rompeltien und Rainer Rilling (Mitglied des Vorstands der Rosa-Luxemburg-Stiftung) in der Jury mit.

Die Preisverleihung ist für den 18. Oktober 2019 in Berlin geplant. Kontakt und weitere Informationen: Peter Herrmann, herrmann@esosc.eu

This Is Not An Atlas

Eine großartiges Buch! „This is not an Atlas“, kiloschwere 352 Seiten mit über 40 counter-cartogeographies und kaum einer Seite ohne Bildmaterial. Nach vier Jahren kollektiver Herausgeberarbeit zeigt This is not an Atlas
„how maps are created and transformed as a part of political struggle, for critical research or in art and education: from indigenous territories in the Amazon to the anti-eviction movement in San Francisco; from defending commons in Mexico to mapping refugee camps with balloons in Lebanon; from slums in Nairobi to squats in Berlin; from supporting communities in the Philippines to reporting sexual harassment in Cairo. This Is Not an Atlas seeks to inspire, to document the underrepresented, and to be a useful companion when becoming a counter-cartographer yourself.“

Ein Einstieg: die Website und Facebook. Ende dieser Woche wird This is not an Atlas im Rahmen einer Ausstellung, Podiumsdiskussion und Workshops zu Counter-Cartographies am 20. Oktober im ZK/U in Berlin  und am 25. Oktober im W3 in Hamburg von dem Herausgeberkollektiv orangotango+ und beteiligten Kartograph*innen präsentiert mit Unterstützung von RLS, LE MONDE diplomatique, anstiftung und dem transcript-Verlag.
Wer sich womöglich fragt, woher die Begeisterung kommt – sie fing ungefähr Ende 2006 an…https://www.rainer-rilling.de/blog/?s=Kartografien+der+Macht

Ziemlich in der Bredouille

Ziemlich in der Bredouille  ist der Titel meines Beitrags, der als Online-Artikel  zum Sozialismus-Dossier der Tagung „über:morgen“ der RLS, Berlin September 2018 erschienen ist und der Eigentümlichkeit nachgeht, dass wir es beim Kapitalismus mit einem System zu tun haben, das zur Bearbeitung seiner ständig neu aufbrechenden vergangenen und gegenwärtigen Krisen ununterbrochen neue Zukünfte ins Spiel bringt.  Sehr interessant in diesem Kontext die aktuelle Studie von Boltanski/Esquerre (2017), die  Wertsteigerung  durch Vergangenheitsreferenz als zentrale ökonomische Zukunftsstrategie diagnostizieren. Eine permanente Nebenwirkung ist dabei die – sicherlich in aller Regel unbeabsichtigte – Öffnung der Zeit-Räume oder politische Möglichkeitsfenster für durchaus radikale Transformationsoptionen, die eine Linke im Blickfeld haben muss.

Transformationen des Öffentlichen – Hegemonien & (Gegen)Öffentlichkeiten.

Die 16. Villa Rossa wird vom 25.August (Anreise) bis zum 1. September 2018 (Abreise) in der Villa Palagione Centro Interculturale – Associazione culturale  bei Volterra stattfinden. Thematisch gehört sie zu einem Zyklus, der schon 2014 mit der Frage „Zerfällt Europa?“ begann, dann 2015 der globalen „Neuen Ungleichheit“ nachging, 2016 die „Veränderung der politischen Farbe Europas“ – also die „rechte Rechte“ – untersuchte und in abgelaufenen Jahr 2017 schließlich die „Um:Welt:Brüche“ diskutierte – hier ging es um die Zusammenhänge zwischen den sich zuspitzenden Kämpfen um die neue Weltordnung und den langen ökologischen Konflikten. Im neuen Jahr sind das Thema die

Transformationen des Öffentlichen – Hegemonien & (Gegen)Öffentlichkeiten. „Transformationen des Öffentlichen – Hegemonien & (Gegen)Öffentlichkeiten.“ weiterlesen

Warum der Koalitionsvertrag der GROKO-Regierung komplett hinter dem Niveau der Schweizer Rückversicherungsgesellschaft zurückbleiben wird, das diese schon 2004 erreicht hatte

Während die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins brand eins mit der Überschrift „Der Plan war scheiße“ einen Uralttrend bedient und dann auch nur über Strategie schreibt, liefert OXI 10/17 für 3.50 € sehr trocken einen „Schwerpunkt Planwirtschaft“ mit gleich 17 knappen Artikeln. Es geht um Plan & Markt, Umbau, EEG, Simulationen, Planungspolitik, Staat & Silicon Valley, Begriffspolitik, Geld, Chicago Boys, Big Data, Allendes Cybersyn, China & Planung, Ressourcenregelung, Futurium und zu guter letzt um Paul A. Baran. Mein Beitrag heißt „Kommende Zeiten. Wir wir Zukünfte machen und nehmen. Über Planungspolitik und die Gegenwart des Morgen.“ Dort auch Näheres über die Swiss Re.
Man kann jetzt noch eine schüttere fußnotengespickte Artikelmenge in Sachen Planung aus „Z“, dem „Argument“ oder Prokla aus den letzten zwei Jahrzehnten hinzulegen und eine gute Handvoll Bücher zur DDR-Planwirtschaft. Das reicht für den Anfang: der Plan ist fast immer scheiße, Planung nicht.

Das Unvorhergesehene

„Für mich begann jetzt ein neues Leben. Ich hatte meinen Vater zusammenbrechen sehen und konnte nicht mehr in die Kindheit von einst zurück. Die Mutter, früher immer zu Hause, arbeitete jetzt den ganzen Tag bei Hahne’s, der Bruder, sonst immer für mich da, arbeitete jetzt nach der Schule für Lindbergh, und der Vater, der dem ungehobelten Antisemiten damals in dem Washingtoner Selbstbedienungsrestaurant trotzig die Stirn geboten hatte, weinte laut und mit weit offenem Mund – weinte wie ein verlassenes Baby und ein gefolterter Mann zugleich – weil er machtlos war, das Unvorhergesehene aufzuhalten. Und Lindberghs Wahl hatte mir unmißverständlich klargemacht, daß es immer nur um das Eintreten des Unvorhergesehenen ging. Im Rückblick betrachtet, war das schonungslose Unvorhergesehene das, was wir Kinder in der Schule als „Geschichte“ lernten, harmlose Geschichte, wo alles Unerwartete zu seiner Zeit als unvermeidlich verzeichnet wird. Den Schrecken des Unvorhergesehenen läßt die Geschichtswissenschaft verschwinden, indem sie eine Katastrophe zu einem Epos macht. “

Philip Roth: Verschwörung gegen Amerika, HanserMünchen|Wien 2004, S.127

Die Linke, der Nationalstaat und der Internationalismus

ist der Titel eines Beitrags, den Peter Wahl (WEED, Attac – Wiss. Beirat) am 27.Juni um 19 Uhr im Käte  – Dinnebier – Saal (DGB-Etage Bahnhofstraße 6, Marburg, über der Post, Eingang über Parkplatz) halten wird. Die politischen Polarisierungen in Europa haben bekanntlich dazu geführt, dass mittlerweile die Vorstellungen von „Europa“ und „Europapolitik“ heftig aufeinander stoßen. Peter Wahl versucht, sich durch das komplizierte Dickicht der politischen Ideengeschichte von Nation, Nationalstaat, Nationalismus, Internationalismus und Globalisierung zu schlagen. Am Ende schlägt er eigenständige linke Positionen vor – wir sind gespannt.

Die Veranstaltung wird getragen vom Lesekreis des Rosa-Luxemburg-Clubs in Marburg, der sich ein- bis zweimal im Monat in der Waggonhalle in Marburg, (Seminarraum „Alte Kantine“) trifft. Kontakt: Frank Deppe, Rainer Rilling, Jan Schalauske.

Die Armut des Armuts- und Reichtumsberichts…

Vor knapp 2 Monaten kam der fünfte ARmuts- und Reichtumsbericht auf den politischen Markt. Die CDU/CSU lobte: eine insgesamt „sehr solide“, „stabile“ und konstante“ Entwicklung – kurz: „Es geht uns in Deutschland gut“ (Wolfgang Schäuble). Die SPD hoffte flugs: „dass wir die Schere zwischen Arm und Reich weiter schließen können, wenn wir uns anstrengen.“ (Nahles).
LuX-Online strengte sich also an und publiziert fünf Beiträge zum fünften Armuts- und Reichtumsbericht! Thomas Sablowski schreibt über „Die Armut des Armuts- und Reichtumsberichts“, Sebastian Schipper skizziert „Wie die Wohnungsfrage hinter Durchschnittswerten verschwindet“, Bernd Belina konstatiert „Armut relativieren mittels Raum. Zur räumlichen Dimension der Armutsgefährdung im „Fünften Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung“, Rainer Rilling geht der Frage nach, ob das ganze „Endlich ein Reichtumsbericht?“ ist und Lutz Brangsch fragt: „Vom Bericht zur Politik? Der ARB im politischen Geschäft zwischen Problematisierung, Strategieberatung und Legitimation“.

15. Villa Rossa

Die 15. Villa Rossa  – für das seit 2003 – mit einer Vorläuferin sogar seit 1987 – geduldig organisierte Wochenseminar haben wir immer noch kein Wort gefunden (Ferien– oder Herbstakademie waren die spontanen Bezeichnungen). Die Villa ist jedenfalls eine Mixtur aus politischer Bildungsveranstaltung, wissenschaftlichem Workshop, politischem Diskussionsseminar und nicht zuletzt ein Beitrag zum Recht auf Denken + Faulheit. Die Villa fand statt vom 26. August (Anreise) bis zum 2. September 2017 (Abreise) – wie gewohnt in der Villa Palagione  bei Volterra. Das Thema dieses Jahr: „Um * Welt * Brüche“. „15. Villa Rossa“ weiterlesen