Villa Rossa 2023

Die 20. Villa Rossa wird vom 20. August 2023 bis zum 25. August 2023 in der Villa Palagione Centro Interculturale – Associazione ­­Culturale bei Volterra stattfinden. Ihr Thema:

Die Bodenschätze des Kapitalismus : die Infrastrukturen.

Warum Infrastruktur? Infrastrukturen stehen für Bedingungen des alltäglichen Lebens.

1875

ist in Frankreich für einen solchen ganz besonderen Schatz ein Wort erfunden worden, das aus der Verknüpfung von „infra“ (Unterhalb) und „structura“ (Zusammenführung) entstand. Gemeint war ein Unterbau (französisch infrastructure), der sich auf die Urbarmachung von Böden und die Beseitigung von Unterschieden durch Messung (Nivellement) im Eisenbahnbau und dann auch die Einrichtungen zur Versorgung etwa mit Wasser, Strom bzw. Energie (Heizung, Licht) und Entsorgung sowie den dazu notwendigen Leitungs-, Straßen und Schienensysteme bezog. Im Englischen beschrieb „infrastructure“ übrigens vor allem die immobilen Bauten und Einrichtungen, die der Mobilisierung und Bereithaltung der Heere dienten.

Es geht um die Schaffung von Zugängen zu materiellen Dingen und Ressourcen des Alltags und ihre Nutzung, aber auch um ausgreifende nicht-materielle Bereichen wie Sorge, Bildung, Gesundheit, Kommunikation oder Kultur als kollektive Güter oder Dienstleistungen. Sie waren zunächst rasch wachsende Kapitalmachtbestände und soziale Ordnungsdienste oftmals auch in öffentlicher Hand, sozusagen ein flottes Kleinkind des Kapitalismus. Die vielfältigen Beziehungen und Verbindung dieser hochgradig ungleich verteilten und oft ausgrenzenden und vulnerablen, immer neu umstrittenen „Lebensadern unserer Gesellschaft“ (van Laak) werden produziert, arrangiert oder auch zerstört, wieder hergestellt, also repariert, weiterentwickelt oder überholt, dann ersetzt, historisiert, sie verschwanden und wurden vergessen. Sie verbreiteten sich ungleichmäßig, wurden auch europäisch, international, globalisiert.

Vor allem seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts waren die Worte, der Begriff und die Sachen, um die es immer wieder ging, rasch weit verbreitet: es ging also etwa um Natur, Wasser, Kanäle, Luft, Räume, Energie, Strom, Treibstoff, Heizung, Ernährung, Lebensmittel, Bauten, Rohstoffe, Kies, Sand, Beton, Metall, Rohre, Wohnen, Straßen, Brücken, Transport, Mobilität, Auto, Treibstoff, Entsorgung. Aber auch um Wissen, Papier, Kultur, Gesundheit, Bildung, Kommunikation, Medien, Daten, Internet, Speicher, Institutionen, Logistik, Netze, Regulation, Knotenpunkte…

Doch derlei Bodenschätze (ob als Über- oder Unterbau), diese Infrastrukturen also, galten und gelten vielfach weiterhin als fremde, bloß technische, langweilige, gewöhnliche, normale, oft unsichtbare, graue, dauerhafte und daher selbstverständliche Dinge, die nur dann plötzlich zur Geltung kommen, wenn sie in Krisen, Katastrophen oder Kriegen ihre Wirkung, Konnektivität, Funktion und womöglich sogar auch noch Profitabilität verlieren.

Dann werden sie plötzlich relevant und ihre vielfältige Schlüsselrolle im Alltag wird sichtbar: etwa als am Dienstagabend des 14. Februar 2023 ein für den Datenverkehr (technische Infrastruktur!) der Lufthansa in Frankfurt reserviertes Glasfaserkabel der Telekom (Netzwerkinfrastruktur) bei Bauarbeiten (soziale Infrastruktur) der S-Bahn-Linie S6 (Verkehrsinfrastruktur) in Frankfurt Eschersheim beschädigt und auch noch mit Beton übergossen wurde (graue Infrastruktur), fielen nicht nur Telefon und Internet im Großraum Frankfurt und Teilen Hessens aus (Digitale und Kommunikationsinfrastruktur), sondern auch der Flughafen Frankfurts (Luftfahrtinfrastruktur) wurde gesperrt.
Zu alledem kommen Beiwörter wie: technische, soziale, kritische, militärische, globale oder öffentliche Infrastruktur hinzu. 

Bei der diesjährigen „Villa Rossa“ werden diskutiert :

Infrastruktur als „Bodenschätze des Kapitalismus“ –
technische und versorgende
Infrastrukturpolitiken und ihre Akteure und Konflikte
Unvollendet: Die Entdeckung der grünen Infrastruktur
Die Entstehung, Geschichte und Praxis der Infrastrukturen des Militärischen und:
Infrastrukturpolitik als Friedenspolitik?
Aus der Geschichte der Big Infrastructure – Die Rolle der Infrastruktur
 im chinesischen Entwicklungsmodell und Bemerkungen zur gegenwärtigen Praxis

Infrastruktur der Villa Palagione. Infrastruktur verstehen. Vor Ort.
Politische Konflikte um Infrastruktur in Italien
Die Infrastruktur – ein weiblicher Blick!
Beton. Massenkonstruktionswaffe des Kapitalismus
Die Infrastruktur der Solidarität
Ökologische Transformation und gewerkschaftliche Interessenpolitik
in der ‚neuen Welt imperialer Geopolitik‘

Mit: Hans-Jürgen Bieling, Günther Bachmann, Jürgen Scheffran, Felix Wemheuer, Meiting Zhu, Andrea Theiß, Godela Linde, Silke Nötzel, Marianne Kolter, Jürgen Bönig, Hans-Jürgen Urban u.a. Erfahrungsgemäß ist die Tagung rasch ausgebucht. Infos und Empfehlungen auf der Website der Villa http://www.villa-palagione.org/d/infos/infos.htm .Wir bemühen uns darum, dass die Veranstaltung wie in den Vorjahren als Bildungsurlaub anerkannt wird. Wer an einer Teilnahme interessiert ist, möge sich per Mail bitte ausschließlich bei Godela Linde (Mail: godelalinde@gmx.de) oder Rainer Rilling (Mail: rilling@outlook.de) melden. Wir freuen uns, Euch auf der 20.Villa Rossa zu sehen. Aktuelle Ergänzungen zur Villa Rossa 2023 : http://www.s-gs.de/wordpress/?page_id=2397 .

Stichwort zur Villa Rossa: Seit 1989 gibt es diesen „Lernort“ (Urban) unter verschiedenen Trägern und mittlerweile mit weit über 1000 Mitwirkenden (die Anzahl der Mitwirkenden – pro Seminarwoche 30-40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen- ist begrenzt) und 120 ReferentInnen. Seit 2003 wird dieses einwöchige Seminar von der Stiftung gegenStand und dem ver.di Bildungswerk Hessen durchgeführt sowie von der Rosa Luxemburg Stiftung und Unterstützer*innen gefördert. Näheres zur Geschichte einer Villa findet sich in dem Buch „Mosaiklinke Zukunftspfade“ (2021).  In der Historie geht es um Sinngeneratoren, patrimonialen Kapitalismus, Schotterstraßen, Steineichen, Lesungen, Zeit, romantische Bilder und Gefühle – und um Politik.

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Villa Rossa 2021

Welche Zeit danach?

New Normal, Brüche und andere Zukünfte


Die 18. „Villa Rossa“ wird vom 21. August 2021 (Anreise am Samstag) bis zum 28. August (Abreise am Samstag) in der Villa Palagione Centro Interculturale – Associazione ­­Culturale bei Volterra stattfinden! Ihr Thema:Welche Zeit danach? New Normal, Brüche und andere Zukünfte“. Nachdem im letzten Jahr die Villa Rossa der Pandemie halber abgesagt werden musste, freuen wir uns sehr, dass das Haus geöffnet ist und wir einen Neustart in der „Palagione“ machen können – seit 1989 wurde diese Veranstaltungsreihe unverdrossen unter verschiedenen Trägern und mittlerweile mit weit über 1000 Mitwirkenden durchgeführt und es wird Zeit für die 29. Villa! Sie ist eine Aktion in der Zeit: ein Versuch, Ressourcen der Veränderung auf Dauer zu stellen. Die Bedingungen für eine solche Veranstaltung sind zuverlässig gegeben und wir gehen davon aus, dass gesundete bzw. geimpfte Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Villa Rossa teilnehmen können.

Das auf der Hand liegende Problem für ein solches Seminar: die Pandemie wird weiterhin vieles überdecken, wenngleich mit unterschiedlicher Intensität. Aber zugleich sind alle der Sache Corona und des Themas müde. Der Ausweg: wir fragen nach dem „Danach“ der Pandemie, die man nicht loswerden wird: „Welche Zeit danach? Über New Normal, Brüche und andere Zukünfte“ also. Wir fragen:

Was wurde aus Pandemien im Kapitalismus gelernt, was ignoriert / vergessen und (vor allem) was veränderte sich danach – und warum?

New normal: Drohung und Verheißung nach dem Coronaschock

Krisendynamik und Krisenpolitik aus klassenanalytischer Perspektive

Europäische Union und Deutschland nach der Corona-Pandemie

Digitaler Kapitalismus – die neue Hegemonie?

Corona-Democracy – zur Entwicklung der rechtsstaatlichen Demokratie nach der Pandemie

Konflikte, Sicherheit und Friedenspolitik in und nach Pandemien

Corona und die Verwilderung der Arbeitsbeziehungen. Zur Neukonfiguration von (Erwerbsarbeit-) Arbeit im Nach-Corona-Kapitalismus

Gibt es eine neue Sozialismusdebatte? Nachhaltiger Sozialismus

Über die globalen Realitäten der Pandemie und die narrow-minded innerlinken Auseinandersetzungen

Und jetzt? Wo verstecken sich die Interventionspunkte für eine reflektierte Linke?

Zu diese Themen wird es knapp ein Dutzend Beiträge geben. Alle Informationen zu Themen, Texten und Personen finden sich spätestens ab Mitte Juli auf der Website der „Villa Rossa“ , Wir bemühen uns um die Anerkennung als Bildungsurlaub. Bis auf vier Zimmer ist das Tagungshaus vollständig ausgebucht – es ist also noch Platz, weil es kurzfristige Absagen gab. Wer an einer raschen Buchung oder näheren Informationen interessiert ist, möge sich bitte wenden an Godela Linde, godelalinde@gmx.de oder an Rainer Rilling, Rilling@outlook.de. Allgemeine Daten zur Villa Palagione finden sich auf der Website des Hauses http://www.villa-palagione.org/d/infos/infos.htm .

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Ausflug

In Z 118 vom Juni 2019 ist ein Beitrag von mir erschienen: Enrichissment – Ökonomie der Bereicherung (S.91-98). Er diskutiert Aspekte des 2017 publizierten Buches von Luc Boltanski und Arnaud Esquerre („Enrichissment“) über „Bereicherung“ und „Anreicherung“. Thema ist der deutliche Wandel in der Ausbeutung heterogener und scheinbar alleinstehender Ressourcen wie Künste, Kultur, Luxusindustriue, Patrimonialisierung, Vergangenheitreferenz oder Tourismus und fokussiert u.a. auf das expansive Massiv einer damit verknüpften retronationalistischen Vergangenheitspolitik, die eine Schlüsselressource der aktuellen politischen Richtungsverschiebungen darstellt.

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Jörg-Huffschmid-Preis 2019

In Gedenken an das wissenschaftliche Werk und das gesellschaftspolitische Engagement des kritischen Ökonomen Jörg Huffschmid wird 2019 zum fünften Mal der nach ihm benannte Preis für herausragende Arbeiten aus dem Feld der Politischen Ökonomie ausgeschrieben. Der Preis soll insbesondere junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigen, kritische Forschung im Sinne des Wirkens dieses herausragenden Wissenschaftlers zu betreiben.

Jörg Huffschmid, der im Dezember 2009 im Alter von 69 Jahren gestorben ist, verband in seinen Arbeiten scharfsinnige Analysen mit Kapitalismuskritik und politischer Vernunft. Als einer der Gründer der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik und der EuroMemo Gruppe sowie in seinem Wirken im Wissenschaftlichen Beirat von Attac und der Rosa-Luxemburg-Stiftung war sein persönliches, politisches und wissenschaftliches Ziel eine sozial gerechte Gesellschaft – gegen die vermeintliche Alternativlosigkeit des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams. Diese vier Organisationen schreiben daher den Preis seit 2011 alle zwei Jahre gemeinsam aus.

Eingereicht werden können neben Dissertationen auch Magister-, Master- und Diplomarbeiten in der Kategorie Abschlussarbeiten. Für Dissertationen ist eine Auszeichnung über 1.500 Euro und für Studienabschlussarbeiten über 500 Euro vorgesehen. Die Arbeiten sollten dem Feld der Politischen Ökonomie entstammen, zum Beispiel:

  • Finanzmarkt-, Fiskal-, Handels- und Industriepolitik
  • Alternativen zu Austerität und Privatisierung
  • Militarisierung europäischer Außen-, Grenzsicherungs- und Rüstungspolitik
  • Herausforderungen im digitalen Zeitalter
  • Sozial-ökologischer Umbau
  • 10 Jahre nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers – Lehren aus der jüngsten globalen Finanz- und Wirtschaftskrise
  • 20 Jahre Euro – Kontroversen um die Europäische Währungsunion

Dabei ermutigen wir ausdrücklich zur Einreichung disziplinübergreifender Arbeiten, die ökonomische mit sozial- oder politikwissenschaftlichen Ansätzen kombinieren.

Berücksichtigung finden Arbeiten, die seit dem April 2017 an einer europäischen Hochschule in deutscher oder englischer Sprache eingereicht und bewertet wurden. Arbeiten von Mitgliedern der ausschreibenden Arbeitsgruppen, Beiräte und den Beschäftigten der RLS können nicht berücksichtigt werden. Ihre Bewerbung richten Sie bitte vollständig und ausschließlich in elektronischer Form bis zum 1. April 2019 an Joerghuffschmidpreis@esosc.eu.

Ihrer Arbeit fügen Sie bitte bei:

  • Anschreiben
  • Zusammenfassung im Umfang von 800 Wörtern – in der der Bezug zum wissenschaftlichen Werk von Jörg Huffschmid dargestellt wird
  • Lebenslauf
  • Die hochschulischen Gutachten zur Arbeit.

Die Jury des Jörg-Huffschmid-Preises besteht 2019 aus:

Heide Gerstenberger, Wissenschaftlicher Beirat Attac, Universität Bremen; Jörg Hafkemeyer, Wissenschaftlicher Beirat der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Universität der Künste Berlin; Peter Herrmann, EuroMemo Gruppe, Corvinus University Budapest; Anne Huffschmid, FU-Berlin; Birgit Mahnkopf, Wissenschaftlicher Beirat Attac, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin; Silke Ötsch, Wissenschaftlicher Beirat Attac; Thomas Sablowski, Rosa-Luxemburg-Stiftung; Thomas Sauer, Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, Ernst-Abbe-Hochschule Jena; Mechthild Schrooten, Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, Hochschule Bremen

Beratend arbeiten Bärbel Rompeltien und Rainer Rilling (Mitglied des Vorstands der Rosa-Luxemburg-Stiftung) in der Jury mit.

Die Preisverleihung ist für den 18. Oktober 2019 in Berlin geplant. Kontakt und weitere Informationen: Peter Herrmann, herrmann@esosc.eu

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This Is Not An Atlas

Eine großartiges Buch! „This is not an Atlas“, kiloschwere 352 Seiten mit über 40 counter-cartogeographies und kaum einer Seite ohne Bildmaterial. Nach vier Jahren kollektiver Herausgeberarbeit zeigt This is not an Atlas
„how maps are created and transformed as a part of political struggle, for critical research or in art and education: from indigenous territories in the Amazon to the anti-eviction movement in San Francisco; from defending commons in Mexico to mapping refugee camps with balloons in Lebanon; from slums in Nairobi to squats in Berlin; from supporting communities in the Philippines to reporting sexual harassment in Cairo. This Is Not an Atlas seeks to inspire, to document the underrepresented, and to be a useful companion when becoming a counter-cartographer yourself.“

Ein Einstieg: die Website und Facebook. Ende dieser Woche wird This is not an Atlas im Rahmen einer Ausstellung, Podiumsdiskussion und Workshops zu Counter-Cartographies am 20. Oktober im ZK/U in Berlin  und am 25. Oktober im W3 in Hamburg von dem Herausgeberkollektiv orangotango+ und beteiligten Kartograph*innen präsentiert mit Unterstützung von RLS, LE MONDE diplomatique, anstiftung und dem transcript-Verlag.
Wer sich womöglich fragt, woher die Begeisterung kommt – sie fing ungefähr Ende 2006 an…https://www.rainer-rilling.de/blog/?s=Kartografien+der+Macht

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Ziemlich in der Bredouille

Ziemlich in der Bredouille  ist der Titel meines Beitrags, der als Online-Artikel  zum Sozialismus-Dossier der Tagung „über:morgen“ der RLS, Berlin September 2018 erschienen ist und der Eigentümlichkeit nachgeht, dass wir es beim Kapitalismus mit einem System zu tun haben, das zur Bearbeitung seiner ständig neu aufbrechenden vergangenen und gegenwärtigen Krisen ununterbrochen neue Zukünfte ins Spiel bringt.  Sehr interessant in diesem Kontext die aktuelle Studie von Boltanski/Esquerre (2017), die  Wertsteigerung  durch Vergangenheitsreferenz als zentrale ökonomische Zukunftsstrategie diagnostizieren. Eine permanente Nebenwirkung ist dabei die – sicherlich in aller Regel unbeabsichtigte – Öffnung der Zeit-Räume oder politische Möglichkeitsfenster für durchaus radikale Transformationsoptionen, die eine Linke im Blickfeld haben muss.

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Warum der Koalitionsvertrag der GROKO-Regierung komplett hinter dem Niveau der Schweizer Rückversicherungsgesellschaft zurückbleiben wird, das diese schon 2004 erreicht hatte

Während die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins brand eins mit der Überschrift „Der Plan war scheiße“ einen Uralttrend bedient und dann auch nur über Strategie schreibt, liefert OXI 10/17 für 3.50 € sehr trocken einen „Schwerpunkt Planwirtschaft“ mit gleich 17 knappen Artikeln. Es geht um Plan & Markt, Umbau, EEG, Simulationen, Planungspolitik, Staat & Silicon Valley, Begriffspolitik, Geld, Chicago Boys, Big Data, Allendes Cybersyn, China & Planung, Ressourcenregelung, Futurium und zu guter letzt um Paul A. Baran. Mein Beitrag heißt „Kommende Zeiten. Wir wir Zukünfte machen und nehmen. Über Planungspolitik und die Gegenwart des Morgen.“ Dort auch Näheres über die Swiss Re.
Man kann jetzt noch eine schüttere fußnotengespickte Artikelmenge in Sachen Planung aus „Z“, dem „Argument“ oder Prokla aus den letzten zwei Jahrzehnten hinzulegen und eine gute Handvoll Bücher zur DDR-Planwirtschaft. Das reicht für den Anfang: der Plan ist fast immer scheiße, Planung nicht.

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Das Unvorhergesehene

„Für mich begann jetzt ein neues Leben. Ich hatte meinen Vater zusammenbrechen sehen und konnte nicht mehr in die Kindheit von einst zurück. Die Mutter, früher immer zu Hause, arbeitete jetzt den ganzen Tag bei Hahne’s, der Bruder, sonst immer für mich da, arbeitete jetzt nach der Schule für Lindbergh, und der Vater, der dem ungehobelten Antisemiten damals in dem Washingtoner Selbstbedienungsrestaurant trotzig die Stirn geboten hatte, weinte laut und mit weit offenem Mund – weinte wie ein verlassenes Baby und ein gefolterter Mann zugleich – weil er machtlos war, das Unvorhergesehene aufzuhalten. Und Lindberghs Wahl hatte mir unmißverständlich klargemacht, daß es immer nur um das Eintreten des Unvorhergesehenen ging. Im Rückblick betrachtet, war das schonungslose Unvorhergesehene das, was wir Kinder in der Schule als „Geschichte“ lernten, harmlose Geschichte, wo alles Unerwartete zu seiner Zeit als unvermeidlich verzeichnet wird. Den Schrecken des Unvorhergesehenen läßt die Geschichtswissenschaft verschwinden, indem sie eine Katastrophe zu einem Epos macht. “

Philip Roth: Verschwörung gegen Amerika, HanserMünchen|Wien 2004, S.127

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15. Villa Rossa

Die 15. Villa Rossa  – für das seit 2003 – mit einer Vorläuferin sogar seit 1987 – geduldig organisierte Wochenseminar haben wir immer noch kein Wort gefunden (Ferien– oder Herbstakademie waren die spontanen Bezeichnungen). Die Villa ist jedenfalls eine Mixtur aus politischer Bildungsveranstaltung, wissenschaftlichem Workshop, politischem Diskussionsseminar und nicht zuletzt ein Beitrag zum Recht auf Denken + Faulheit. Die Villa fand statt vom 26. August (Anreise) bis zum 2. September 2017 (Abreise) – wie gewohnt in der Villa Palagione  bei Volterra. Das Thema dieses Jahr: „Um * Welt * Brüche“. „15. Villa Rossa“ weiterlesen

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Vierte Ausschreibung des Jörg-Huffschmid-Preises

Der wissenschaftliche Beirat von Attac-Deutschland, die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, die EuroMemo Group und die Rosa-Luxemburg-Stiftung schreiben im Gedenken an das wissenschaftliche Werk und das gesellschaftspolitische Engagement von Jörg Huffschmid zum vierten Mal den Jörg-Huffschmid-Preis aus.

Eingereicht werden können neben Dissertationen auch Magister-, Master- und Diplomarbeiten in der Kategorie Abschlussarbeiten. Für Dissertationen ist eine Auszeichnung über 1.500 Euro und für Studienabschlussarbeiten über 500 Euro vorgesehen.
Die Arbeiten sollten dem Feld der Politischen Ökonomie entstammen, zum Beispiel:
– Finanzmarkt-, Handels- und Industriepolitik
– Alternativen zu Austerität und Privatisierung
– Militarisierung europäischer Außen-, Grenzsicherungs-
und Rüstungspolitik
– Arbeitswelten im digitalen Zeitalter
– Sozial-ökologischer Umbau: die Rolle von Digitalisierung,
sozialer und technologischer Innovation sowie neuen
Wirtschaftsformen.

Dabei ermutigen wir ausdrücklich zur Einreichung disziplinübergreifender Arbeiten, die ökonomische mit sozial- oder politikwissenschaftlichen Ansätzen kombinieren. Berücksichtigung finden Arbeiten, die seit dem April 2015 an einer europäischen Hochschule in deutscher oder englischer Sprache eingereicht und bewertet wurden. Bewerbungen  bis zum  31. März 2017 an Joerghuffschmidpreis@esosc.eu.

Weitere Informationen finden sich hier: Joerg-Huffschmid-Preis 2017.

KONTAKT: Peter Herrmann, herrmann@esosc.eu, sowie
Rahel Wolff, rahel.wolff@attac.de, Koordination Wissenschaftlicher Beirat von Attac Deutschland

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Villa Rossa 2016: Die politische Farbe Europas ändert sich

Stiftung GegenStand

Die Planung für die 14. Villa Rossa ist fertig! Und noch sind vier Plätze frei! Das Wochenseminar wird vom 20. – 27.8. 2016 in der Villa Palagione bei Volterra stattfinden und sich mit der politischen Dynamik der „rechten Rechten“ in Europa befassen. Die „Villa“ wird veranstaltet von der Stiftung gegenStand in Kooperation mit dem ver.di Bildungswerk Hessen.

Sechs Fragen beschäftigen uns:

  • Transformation des Staates durch die „rechte Rechte“? (Regieren aus der Opposition“, Kommunalpolitik, Veränderungen des Parteiensystems, Agenda-Setting?).
  • Die soziale Gestalt dieser Rechten? (Radikalismus der Mitte, die Bewegungsrechte; die Rolle der Frauen).
  • Das kulturelle und ideologische Profil? (Rassismus, Religion; Nationalismus; Souveränitätskonzepte);
  • Welche Neuordnungskonzepte gibt es? (Europa- und darüber hinaus);
  • Wie hat sich die Rechte verändert? (Gibt es eine neue Vielfalt).
  • Reaktion der gewerkschaftlichen und sozialen Linken.

    Diese Fragen werden auch diskutiert anhand von Länderpräsentationen (Frankreich, Österreich, Ungarn, Polen, Rußland, USA, BRD). Als ReferentInnen werden teilnehmen Dr. Walter Baier (Transform), Prof. Jörg Flecker (Soziologe, Uni Wien), Ivo Georgiev, Ingar Solty, (IfG) Dr. Holger Politt, (RLS) Prof. Gudrun Hentges,(FHS Fulda), Conny Hildebrandt, (RLS), Sebastian Chwala,(Promovend), Thilo Janssen (wiss.Mitarbeiter, Brüssel), Dr. Gerd Wiegel (wiss. Mitarbeiter Fraktion Die Linke), PD Dr. Hans-Jürgen Urban (Mitglied Vorstand IGM).

Zur Lokation: Villa Palagione Centro Interculturale – Associazione culturale, Loc. Palagione (I-56048 Volterra (Pisa) – Tel. (+39) 0588 39014 / (+39) 0588 39139 – Fax: (+39) 0588 39129 – E-mail: info@villa-palagione.org). Zur besseren Veranschaulichung 768 ungeordnete Fotos der Villa, die im Verlauf der 13 Seminarjahre durch glückliche Mitwirkende entstanden. Anreise vorzugsweise bis Samstagabend (20.8.); Abendessen ca. 19.30 Uhr.  Ende Freitag gegen 14/15 Uhr. Samstag 27.8. Rückreisetag. Infos und Empfehlungen in Sachen Anreise auf der Website der Villa, wir versuchen auch als Veranstalter im Zweifel zu helfen. Die Veranstaltung wird gefördert von der Rosa Luxemburg Stiftung. Teilnahmekosten für den einwöchigen Aufenthalt (Seminar u. Halbpension) in der Villa Palagione pro Person von ca. 599-830 € . Wir bemühen uns darum, dass die  Veranstaltung wie in den Vorjahren als Bildungsurlaub anerkannt wird. Erfahrungsgemäss ist es sehr günstig, sich frühzeitig anzumelden und insbesondere ggf. Flüge nach Pisa oder Florenz sowie Züge (!) möglichst rasch zu buchen. Die Veranstaltung ist zwar de facto ausgebucht, aber es existiert eine aussichtsreiche Warteliste.

Wer teilnehmen möchte: Details zu Tagungsstätte, Kosten, Programm, Texte und Personen finden sich hier http://www.s-gs.de/wordpress/?page_id=1283. Kontakt: Rainer Rilling, Mail:s-gs@gmx.de oder rillingr@mailer.uni-marburg.de.

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