Ziemlich in der Bredouille

Ziemlich in der Bredouille  ist der Titel meines Beitrags, der als Online-Artikel  zum Sozialismus-Dossier der Tagung „über:morgen“ der RLS, Berlin September 2018 erschienen ist und der Eigentümlichkeit nachgeht, dass wir es beim Kapitalismus mit einem System zu tun haben, das zur Bearbeitung seiner ständig neu aufbrechenden vergangenen und gegenwärtigen Krisen ununterbrochen neue Zukünfte ins Spiel bringt.  Sehr interessant in diesem Kontext die aktuelle Studie von Boltanski/Esquerre (2017), die  Wertsteigerung  durch Vergangenheitsreferenz als zentrale ökonomische Zukunftsstrategie diagnostizieren. Eine permanente Nebenwirkung ist dabei die – sicherlich in aller Regel unbeabsichtigte – Öffnung der Zeit-Räume oder politische Möglichkeitsfenster für durchaus radikale Transformationsoptionen, die eine Linke im Blickfeld haben muss.

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Näheres in den „Blättern“…

pikettSchön, dass die „Blätter“ meinen Text zu dem Piketty-Buch online gestellt haben, ganz von selbst  und mitsamt einer schicken Bildbearbeitung 🙂 !  Eine Reihe der dort aufgeführten Fußnoten verweisen übrigens auf Texte, die ebenfalls online vorliegen (siehe hier). Auch wenn Piketty bei Google mittlerweile 4.240.000 Treffer erreicht, kurz ein Hinweis auf aktuell lesenswerte Texte:

  • Foster/Yates in Monthly Review fragen nach der Position des Textes in der neoklassischen Ökonomie.
  • In der Oktoberausgabe vom real economics review gibt es eine nützliche Zusammenstellung von Besprechungen bzw.Debattenbeiträgen, dazu ist eine (kostenfreie) Subskription notwendig; erwähnenswert auch das Buchforum im theorieblog.de.
  • Von Zucman/Saez gibt es eine Fortschreibung ihrer datengespickten Analyse zur Wealth Inequality in the United States.
  • Behringer, Theobald und van Treeck betrachten in dem IMK-Report 99 aus makroökonomischer Sicht die Einkommens-und Vermögensverteilung in Deutschland, kritisieren dabei insbesondere die Haushaltsbefragen des SOEP und zeigen, welches Gewicht die bei Piketty bzw. der World Top Incomes Database (WTID) – Gruppe unberücksichtigten einbehaltenen Gewinnanteile in den Unternehmen haben, die nicht als Haushaltseinkommen erfasst werden. Ergänzend hierzu im „Capital“ Till von Treeck über das Megathema Ungleichheit.
  • Stefan Bach hat im DIW-Roundup Hintergrund und Perspektiven der Reichensteuer-Diskussion skizziert.
  • In der Novemberausgabe von Contemporary Socology: A Journal of Reviews 43,6 (2014) gibt es ein Symposion mit einer Reihe von Beiträgen, die nach der eher traurigen Rolle der Soziologie in der Analyse dieser „Hocheinkommensgruppe“ fragen. Ähnlich Bonnet/Thery über „Sociology and political science in the patrimonial society: implications of Piketty’s Capital“. Ertragreicher dazu der Beitrag von Murray in APuZ 15/2014  zum Thema „Oben“ und Jonathan Wai zur US-Elite.
  • Ingo Stützle hat sich im ak auf gewohnt harsche Weise mit dem großen Haufen des Teufels befasst und Georg Fülberth hat in der Jungle World über „Empirie als Waffe“ geschrieben, lesenswert auch die Besprechung von Knox Peden und der Digest von Adam David Morton.
  • Endlich ohne Piketty nicht uninteressant: „Nordic exceptionalism? Social democratic egalitarism in world-historic perspective“ von Mattea Fochesato und Samuel Bowles (Preprint).
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IMG_2676_FotorDas aktuell beste Buch zum Thema Reichtum stammt von Hans-Jürgen Krysmanski: 0,1 Prozent. Das Imperium der Milliardäre. Westend. 290 S., geb., 19.90 €. Es verbindet Kapital-, Klassen- und Herrschaftsfrage mit der Reichstumsfrage. Im Neuen Deutschland von gestern habe ich es auf der Seite „Politisches Buch“ (S.17) rezensiert. Leider war das Stück nur ein Tag allgemein zugänglich. Ich lese im Spiegel 32 (S.63): „Die „SZ“ will Ende des Jahres den großen Teil ihrer Online-Angebote kostenpflichtig machen, nur die Grundversorgung mit Nachrichten soll noch frei zugänglich sein. So ähnlich will es auch die „FAZ“ halten.“ Vielleicht sollte die linke Publizistik, wenn sie nicht allgemeine Zugänglichkeit riskieren kann, den Autoren die Entscheidung überlassen, ob sie ihre Beiträge online zugänglich gestellt haben wollen oder dies selbst tun können.

 

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Monti, die neue Allegorie

Der Saal der guten und schlechten RegierungDie FAZ vom letzten Tag des Jahres 2012 beschreibt das Kräftefeld der kommenden Wahlen in Italien. Den zum zweiten Mal ohne Wahl anstehenden zentralen „Kandidaten“ der neoliberalen Austerität charakterisiert sie mit dem Satz:

„Monti steht für die Herrschaft der Noblen und Weisen, die einst Leitbild in den italienischen Stadtrepubliken war und die sinnbildlich auf den Fresken im „Saal des Friedens“ im Rathaus von Siena dargestellt wird, mit Allegorien von der guten und der schlechten Regierung. Die gute verkörpert Gerechtigkeit, Mäßigung, Klugheit und Frieden.“ (S.3)

Nun, es handelte sich um eine Oligarchie der neuen Machteliten, die vor allem auch den Begriff des Gemeinwohls in den Vordergrund rückten im Kampfe der Städte untereinander und gegen die kaiserlichen Mächte. Ihre „Pace“-Figur lagert auf einer Ritterrüstung. Von Monti ist allerdings nicht bekannt, dass er für eine weltgeschichtliche Umwälzung stünde, wie sie in der Nach-Zeit Sienas dann 1789 zusammenkam. Da geht es bloß um ein stilgerechtes Rearrangement des neoliberalen Finanzmarktkapitalismus und seines politischen Überbaus.

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Publikationen 2011

Sozialistische Transformationsforschung“ hat sich nach langer Debatte als die Selbstbeschreibung der Arbeit des Instituts für Gesellschaftsanalyse in der RLS herausgebildet. Im folgenden ein kurzer Überblick zu meinen Veröffentlichungen in 2011, die in der Regel damit zusammenhängen und bis auf zwei Ausnahmen auch bereits zugänglich sind. Sie bearbeiten Aspekte der aktuellen tiefen Krise des neoliberalen Kapitalismus (Eigentumsfrage, Veränderungen der Kräftekonstellationen in den herrschenden Klassen und der Linken) und der Transformations- und Transitionsforschung. Mit Rückgriff auf die RLS-Tagung „Auto.Mobil.Krise“ behandelt der Beitrag „Das Auto: keine Zukunft nirgends? (In: Globale Ökonomie des Autos. Mobilität | Arbeit | Konversion, Hrsg. Mario Candeias, Rainer Rilling, Bernd Röttger, Stefan Thmmel (Hrsg.), Hamburg 2011, S.220-227) am Beispiel der machtvollen Politischen Ökonomie der Automobilgesellschaft die Versuche der Eliten der bundesdeutschen Leitindustrie, die Krise konzeptionell und zukunftsorientiert zu bearbeiten; die dort üblichen Methodologien des Foresight, der Zukunftsforschung und der Szenarienarbeit werden diskutiert und danach befragt, wie leistungsfähig sind – und was eine Linke von ihnen lernen kann.

Wie sich das Akteursfeld dabei verändert, diskutieren mit Blick auf die politischen Hauptströmungen in der BRD der im World Review of Political Economy 2.1. (2011) erschienene Text „The Turmoil within the Elite, the Course of the Crisis and the Left“ (abstract),  eine knappe Übersichtsbilanz “ Eleven-Nine und US-Declineaus Anlaß des 10. Jahrestags von 9/11 und Aufsatz Wenn die Hütte brennt…, in: LuXemburg 3/2011 S.134-139, dessen Langfassung „Wenn die Hütte brennt… ‚Energiewende‘, green new deal und grüner Sozialismus“ mittlerweile in der Zeitschrift Forum Wissenschaft 4/2011 S.14-18 und auch auf der Site des Forum Demokratischer Sozialismus erschienen ist, auf dessen Akademie er im Herbst 2011 gehalten wurde. Wie zuvor Mobilität wird hier Energie unter dem Aspekt der miteinander konkurrierenden und umkämpfte strategischen Transformationpfade und -politiken behandelt und wie Transformations- bzw. Transitionsmanagement im bemerkenswerten Energiewendepapier des Rates für Nachhaltige Entwicklung  und im Gutachten „Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation” des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), Berlin 2011 420 S. [Zusammenfassung, Vollversion) konzipiert werden. Vorschlagen wird hier auch, neben der mittlerweile auch einigermaßen untersetzten Formel vom „Demokratischen Sozialismus“ auch den in der Linken völlig unüblichen Begriff des „grünen Sozialismus“ zu verwenden – eben die große grüne Frage und nicht die im üblichen grünen Milieu gängige kapitalistisch halbierte grüne Frage zu stellen. Der Beitrag „Linke & Commons & Öffentliches“ auf der Com’on-Tagung am 10.12. 2011 in der RLS (aktualisierte Fassung von The Commons the Public and the Left , Oktober 2011) versucht, hier Brücken zwischen roten und grünen Paradigmen zu schlagen. Wie tief hier freilich die Differenzen sind, zeigen die langen Wege der Eigentumsdebatte im Umfeld der Auseinandersetzung um das Program der LINKEN, die ein Beitrag „Neues zur Eigentumsfrage?“ in: Wolfgang Gehrcke (Hg.): “Alle Verhältnisse umzuwerfen…”. Eine Streitschrift zum Programm der LINKEN (Köln 2011 S.83-98) nachzeichnet. In gewisser Weise auch eine Reaktion auf die Situation der LINKEN in 2010/11 (Stichwort „Führung“) ist der gemeinsam mit Christina Kaindl verfasste Aufsatz „Eine neue “gesellschaftliche Partei”? Linke Organisation und Organisierung“ in: LuXemburg 4/2011 S.16-27 (noch nicht online).

Ein erster Versuch, das Feld einer sozialistischen Transformationsforschung zu skizzieren, ist der Eröffnungsvortrag auf der 1. Internationalen Transformationskonferenz des IfG der RLS am 13.10.2011 („Warum sozialistische Transformationsforschung?„), von dem auch eine Videodokumentation vorliegt. Detaillierter vor allem zur Methodik der Zukunftserfassung der Einleitungsbeitrag „Etwas, was nicht geschehen ist oder womöglich nie geschehen wird“ auf der Villa Rossa 9 am 22.8.2011, publiziert auf mehring1 am 1.9.2011. Auf dem Blog des IfG sind noch rund zwei Dutzend Reihe kurzer Annotationen und Einträge veröffentlicht worden.

 

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Die Landeshauptstadtbäume

werden übrigens auf der Website der Stadt Stuttgart gefeiert:

Bäume in der Stadt

Die über 100.000 Stuttgarter Bäume auf öffentlichen Grundstücken sorgen zusammen mit den vielen Tausend Bäumen in privaten Bereichen für eine hervorragende Lebensqualität im Ballungsraum Stuttgart.

Die Bäume bieten im Sommer einen schattigen kühlen Platz und verschönern das Straßenbild. Oft ist ein besonders schöner und großer Baum ein Wahrzeichen für eine Straße, der auch die Wiedererkennung erleichtert.

Mit ihrer Blattmasse produzieren die Bäume Sauerstoff und binden den Feinstaub. Interessierte können eine Baumpatenschaft beim Verkehrsverein Pro Stuttgart übernehmen, um die Bäume z.B. im Sommer zu wässern oder darauf zu achten, dass der Bodenbereich frei von Müll und Hundekot bleibt.

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Der erste von Merkels neuer Mannschaft!

Querstreifen! Eine kleine Stilkritik zu Christoph Ahlhaus. Aus dem Hamburger Abendblatt.

Von Maike Schiller 20. Juli 2010, 06:54 Uhr

Hamburg. Bevor einer empört den Leserbriefgriffel zückt: Ja, dieser Text ist vollkommen oberflächlich, selbstverständlich ungerecht und ohne Kenntnis innerer Werte. Schuld ist die WM. Vier Wochen Training, Männerdoppel-Training sozusagen, zwei Herren auf einem Bild und im Kopf eine Stilkritik. Fußballabend für Fußballabend haben Jogi Löw und Hansi Flick in offensiver Lässigkeit ihre leuchtend blauen Strenesse-Pullis hergezeigt, um sie herum eine Runde motivierter Jungspunde. Das verdirbt. Man konnte sich einen kleinen heiteren Moment lang einreden, dass es immer so weitergehen könnte, das neue Deutschland, die nächste Generation, cool, energisch, jung.

Und dann kam Christoph Ahlhaus.  Und ein historisches Foto vom Sonntagmorgen, das den Ole-von-Beust-Nachfolger in Sonntagskluft zeigt. Auch jung. Theoretisch. Auch ein Mitglied der neuen politischen Generation. Theoretisch. Praktisch doch eher: der älteste 40-Jährige Hamburgs.  Zwei Männer auf einem Bild. Einer geht, einer kommt. Einer steht für Vergangenheit, einer für Zukunft. Einer für das, was war, einer für den Aufbruch. Paradox ist bloß: Man sieht es nicht. Der, der nach Metropole aussieht, hat keine Lust mehr. Und der, der nach Delmenhorster Fußgängerzone aussieht, ist das politische Signal.

Mehr – mit Bild! – findet sich dokumentarisch hier zu Christoph Ahlhaus – Querstr…

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Welche politische Krise?

verbirgt sich da eigentlich hinter dem ungewöhnlich politisierten Symbolspektakel der heutigen Wahl zum Bundespräsidenten? Geht es um eine Krise der politischen Klasse? Der Parteien? des Parteienstaates oder gar des Staates? Albrecht von Lucke etwa lässt in seinem wie immer klugen Beitrag in den neuen „Blättern“ 7/10 gleich eine ganze Reihe solcher krisengeschüttelten Gruppen auflaufen. Am Ende ist man sich nicht ganz sicher, wer denn da wie nachhaltig aus der Spur geraten ist. Offenbar geht es nicht nur um einen weiteren kleinen, aber symbolträchtigen Akt in der wohlbekannten „Krise der Repräsentation“, wie sie für das parlamentarische System seit längerem beobachtet wird. Die neuen Standpunkte 22/2010 der RLS gehen der Frage näher nach.

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Turbulenzen

Jetzt ist auch eine  überarbeitete und aktualisierte Fassung meines Beitrags auf dem Left Forum 2010 erschienen. Der Titel des RLS-Policy Paper 1/2010 lautet „The Turmoil within the Elite, the Course of the Crisis and the Left“.

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The Masters of the Universe – a great year!

Doug Henwood, der recht beharrlich insistiert, dass die Erholung des US-Kapitalismus begonnen hat, vermerkte schon vor Wochen in seinem unverzichtbaren Blog als ein sehr deutliches Indiz:

Oh, but 2009 was a great year for the masters of the universe! The top 25 hedge fund managers pulled in an average of $1 billion last year. The man at the very top, David Tepper, took home $4 billion. Next up was that great liberal humanist, George Soros, at $3.3 billion. The poor relation at #10, Philip Falcone, hauled in $825 million. The $25 billion that this gang collectively earned would be enough to pay the tuition for about one in five college and university students in the USA. That’s only a hair less what the federal government pays in tuition assistance. Twenty-five guys (all men, by the way). What a country.

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Obama-Mess

The Nation, zweifellos eine fabelhafte Quelle der Information und Verärgerung über Ameeerika, ist zwar Zeit meines Lebens vor jedem Präsidentschaftskandidaten der Demokraten spätestens ein paar Tage vor der Wahl in die Knie gegangen. Bei Obama freilich verharrt das Blatt in dieser Haltung. Das jüngste Titelbild ist das Ergebnis solcher Positionen. Dennis Perrin war diese Haltung zu unbequem. Überhaupt sollte man den nüchternen Blick auf die neue amerikanische Regierung lernen. Behilflich dazu sind Ökonomen wie Henwood oder das MRZine. Aber manches sehen sie nicht, z.B Michelle Obama. Fast alle, die ich so traf, haben die Inauguration von BHO gesehen, mehr oder weniger Zeit, wenigstens im Nachhinein mal die Security des Events zu betrachten.

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Dubai

Nicht nur bei Emirates gibt es keine Gewerkschaften, die gibt es in ganz Dubai nicht.

Ahmed Bin Saeed Al Maktoum, Onkel des Herrschers von Dubai (Scheich Muhammed Bin Rashid Al Matoum), einer der reichsten Männer der Welt, Präsident der Luftfahrtbehörde in Dubai, kontrolliert die Luftfahrtgesellschaft Emirates.

In einem Interview der FAS v. 25.1.2009 S.33, wobei dieser Satz der FAS so viel bedeutete, dass sie ihn in einem Kasten fett wiederholte. Dubai, ein Wonderland.

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