Über Intellektuelle [Der Bourdieu der Linken].

Jener, der Nein sagte.

Pierre Bourdieu. Photo: Bernard Lambert, Journal Forum, Université de Montréal, 1996Der Bourdieu der Linken war derjenige, der Nein sagte – „celui qui disait non“. Dieser Bourdieu steht für eine Politik der Zurückweisung, die zwei radikalen Projekten galt, für welche eine Margret Thatcher die apodiktischen Formulierungen gefunden hat: „There is no such thing as society“ und „There is no alternative“. Bourdieu widersprach dem als Soziologe, der die Möglichkeit einer kritischen, auf Gesellschaft zielenden Gegenstandsbestimmung seines Fachs sichern und ebenso die neoliberale Übermächtigung des Sozialen durch die Ökonomie zurückweisen wollte. Er sprach auch als politischer Intellektueller, der die Dimension der Reproduktion und Produktion der gesellschaftlichen Verhältnisse, also der Veränderung und Alternativität offenhalten wollte.

Soziologie ist ein Kampfsport, so formulierte er demgegenüber, zur Selbstverteidigung. Eine wissenschaftspolitisch sehr sinngebende Formulierung: Soziologie als Modus der Selbstverteidigung, schließlich geht es in der Soziologie und in Sachen Soziologie um Macht. Diese Formulierung ist vieldeutig. Soziologie ist ein Feld, in dem um Macht gekämpft wird (und es soll dabei eben fair zugehen). Die Soziologie selbst gilt es zu verteidigen gegen die neoliberale Inwertsetzung. Und Soziologie ist ein Medium des sozialen und politischen Kampfes – es soll hier eben nicht um die dekorative Ausschmückung der Varietäten des neoliberalen Kapitalismus gehen. Gehen wir kurz diesem Selbstverständnis weiter nach. „Über Intellektuelle [Der Bourdieu der Linken].“ weiterlesen

Mapping the theoretical left

marx1.jpgSeit dem unvergesslichen „What Does the Ruling Class Do when it Rules?“ (1978) hat Göran Therborn über Modernität, Globalisierung, den Wohlfahrtsstaat oder Europa geschrieben. In der neuen Nummer (43 Januar/Februar 2007) der New Left Review publiziert er eben unter dem Titel After Dialectics (nur über Subskription, aber im Moment auch noch hier!) den Versuch eines Überblicks über „Radical Social Theory in a post-communist World“. Dazu entwickelt er eine Reihe von Richtungsdifferenzierungen innerhalb der Linken, legt vielleicht doch fehlgehendes übergroßes Gewicht auf die Relation Modernität:Postmodernität bei der Verortung der gegenwärtigen theoretisch-politischen Linken und konzentriert sich vor allem auf das akademische Feld im europäisch – angloamerikanischen Raum. Osteuropa, Rußland, Asien, großenteils auch Afrika und China sind ihm nicht sonderlich im Blick. Interessant seine Einschätzung vom großen Gewicht der nordamerikanischen theoretischen Linken, die mit den Beiträgen dieses Blogs zum US-amerikanischen akademischen Marxismus übereinstimmen. Therborn schreibt am Ende seines Beitrags: „Mapping the theoretical left“ weiterlesen