Nach Zizek kurz Harvey. In der neuen Zeitschrift „Studies in Social Justice“ findet sich ein Interview mit David Harvey. Er äußert sich pragmatisch über die Rolle der linken akademischen Intellektuellen als „echo chamber“, inspiriert von sozialen Bewegungen, skizziert den Neokonservatismus als Konzept moralischer Autorität und Ordnungswünsche („like China“) und schildert, wie er angesichts des US-Angriffs auf den Irak sein Buch „The New Imperialism“ voller Wut in sechs Wochen schrieb. Das Interview gibt einige seltene Einblicke in biografische Motive eines der wenigen globalen linken Intellektuellen, dessen angenehm uneitler Gestus immer wieder auffällt. Auch der folgende Beitrag Harveys zu „Neoliberalism and the City“ (eine Vorlesung vom September 2006) ist lesenwert. Er skizziert den Fall New York: wie der neoliberale Umbau New Yorks seit 1973/5 mit dem Bankrott der Stadt stattfand (was einem Staatsbankrott Italiens oder Frankreichs entsprach): zeitgleich zu Chile und in weitaus größerem Maß und mit unvergleichlich größerer globaler Relevanz (!) als Avantgardeprojekt des Neoliberalismus, kontextgesteuert durch die Androhung von force gegenüber den Saudis um bei Strafe einer militärischen Invasion die Petrodollars in die Taschen der New Yorker Investmentbanker zu schaufeln, die anschließend mit der Finanzialisierung New Yorks und der Etablierung der Stadt als divided city (was NY seit den 1980ern blieb) und weltweitem Finanzzentrum begannen. „If it looks like class struggle, feels like class struggle, then it is class struggle for God`s sake!“