Rethinking Marxism (2): The Power of the Left Media

hieß das erste der drei zentralen abendlichen Panels der Tagung mit Liza Featherstone, Shut Jhalley und Trevor Scholz. Featherstone, Autorin in der Nation ebenso wie in der New York Times leitet den fundamentalen Blickwechsel ein, den der Titel der Plenumsdebatte tatsächlich anzeigte: es ging um die real existierende Macht der linken Medien in den USA. Die Bilanz, die sie zog, war das klare Gegenteil der Kultur der Marginalität, des Klagens, des Pessimismus und der Aussichtslosigkeit, welche die Rhetorik linker Medien in Deutschland und Europa ungebrochen durchdringt.

Der linke Journalismus in den USA ist nicht mehr marginalisiert. Viele Linke schreiben in den mainstream media. Es gibt nationweit vielfach syndizierte Radioprogramme und das Pacific Radio Network oder Amy Goodman sind schon lange nicht nur Linken ein Begriff. Neue linke Zeitschriften sind entstanden. Das Wochenblatt The Nation hat schon längst die 100 000er Auflage überschritten, In These Times oder Progressive als linksliberale und linkssozialdemokratische Medien folgen. Linkes podcasting floriert. Autoren wie Chomsky entern die top ten der meistverkauften Bücher. Linke Kanäle des Satellitenfernsehens werden aufgelegt. In der Filmkultur haben radikale Videoproduktionen einen neuen Ort. Nicht nur Universitätsverlage (wie jener der Duke University), sondern auch Großkonzerne wie Routledge vermarkten linke Zeitschriften, die zuweilen jahrzehntelang zwischen Untergrund und Unsichtbarkeit oszillierten. Und die webexplosion hat die Reichweite linker Medien und Portal wie alterNet oder common dreams um ein Vielfaches gesteigert – innovative Webtechnologien sind im übrigen oftmals eingebettet in soziale Kampagnen und Projekte (Trebor Schulz). Hier fabrizieren die zentralen Medien der Internetlinken jenes feeling der web 2.0. –Kultur – der social networks eines linken myspace – das in Deutschland im kleinen Ghetto der Linksmedien noch völlig randständig plaziert ist. Klar, dass Featherstone oder Jhalley auch Probleme artikulierten: wenig Attraktivität der Linksmedien für Jugendliche, viel Dogmatismus und Machtopportunismus, kaum „Nachwuchs“ und Orte der Ausbildung, in lokalen Medien sind Linke nicht vorhanden, ebensowenig in Großorganisationen des Staates und der Wirtschaft. Immerhin gibt es das corporate watch von Konzernen wie wal-mart, die filmisch demaskiert und wissenschaftlich analysiert werden.

Ein Blickwechsel, der überraschte und verdeutlichte, wie ertragreich eine Intensivierung der transatlantische Kooperation für die deutsche Linke sein könnte.

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