Da liegen sie vor mir, die „Lebenslagen“.

Ich gebe es lieber gleich zu: es geht um ein Buch, das noch nicht fertig geschrieben ist. Auf dem Umschlag steht das auch ganz ehrlich: es geht um einen „Entwurf“. Die Endfassung kommt also noch. Die vielen Autoren haben aber immerhin schon 364 Seiten geschrieben, Respekt, so etwas würde ich nie schaffen. Und es gibt zahlreiche Schaubilder, Grafiken und Tabellen, und auch noch sage und schreibe 339 Fußnoten! Sieben Anhänge! Darunter ein „Glossar“, whoow! Aber ehrlich: Glossare sind sinnlos. Sie können mir nie etwas erklären, was ich schon beim ersten Versuch nicht verstanden habe, weshalb sie mich bloß deprimieren. Deshalb lese ich prinzipiell keine Glossare, sie zerstören mein Selbstbewusstsein. Es gibt natürlich auch ein Literaturverzeichnis (Gähn) und „Kernindikatoren“. Das sind ein paar Tausend Zahlen und ich bin dankbar, dass es beim „Kern“ bleibt. Aber hier: ein Abkürzungsverzeichnis! Das packt mich sofort. Ich liebe Abkürzungsverzeichnisse. Und tatsächlich: KiGGS („Kinder- und Jugendgesundheitssurvey“) kichert richtig, die Revis sind nicht die Revisionisten sondern bezeichnen die „Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in allgemein bildenden Schulen“ und dass SELBST ganz einfach „Selbstbewusstsein für Mädchen und Frauen mit Behinderung“ meint – das ist wirklich großartig. Das war es wert, die 364 Seiten. „Da liegen sie vor mir, die „Lebenslagen“.“ weiterlesen

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lunapark 21

den gibt es jetzt: eine Zeitschrift für globale politische Ökonomie, das hat sich herumgesprochen. Sehr schön, dass der berühmte und kluge Wissenschaftler Schorsch Fülberth sein Kolummnenarchiv dort im Seziertisch platziert hat – ein früherer Versuch, das bei Linkslog unterzubringen, scheiterte an unserem Webanalphabetismus.  Der Umfang online verfügbarer Artikel freilich bewegt sich bestenfalls in der Kleinstasteroidengrößenordnung.

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Harvard Commonism?

Nachdem Harvard University’s Faculty of Arts and Sciences im Februar 2008 als erste Hochschulfakultät einstimmig für eine open access – Regelung votierte, erklärte Robert Darnton (Direktor der Harvard University Library) enthusiastisch „It will be a first step toward freeing scholarship from the stranglehold of commercial publishers by making it freely available through our own university repository. Instead of being the passive victims of the system, we can seize the initiative and take charge of it.“ „Harvard Commonism?“ weiterlesen

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Kleine Bilanzen der Demokratie: Herbstakademie 2008 bei Volterra

demoschneckeVom 9.-16.8.2008 findet die 6. Herbstakademie der Stiftung GegenStand in der Villa Rossa alias Villa Palagione statt: Kleine Bilanzen der Demokratie

 

 

Am Montag, den 11.8.2008, bewegen wir uns am Vormittag in der ZEIT: Luciano Canfora, Professor für griechische und lateinische Philologie in Bari und Autor des Buches „Kurze Geschichte der Demokratie“ wird einen Blick in die GESCHICHTE DER DEMOKRATIE werfen. Am Nachmittag wird Peter Hauck-Scholz, RA in Marburg und bewandert in Staats- und Verfassungsrecht sprechen über „Das demokratische Prinzip in der deutschen Staatslehre und Staatsrechtslehre“.

Am Dienstag, den 12.8.2008 wird zunächst Tom Karasek, Germanist und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Siegen, einen Ausflug in Diskurse über Demokratie unternehmen, wobei es vor allem darum geht, wie „Einigkeit“ hergestellt wird. Bettina Lösch, Universität Köln, die sich mit kritischer Demokratietheorie und politischer Bildung befasst und eine Reihe größerer grundlegender Publikationen in Sachen Neoliberalismus mit erarbeitet hat, wird dann dem aktuellen Zusammenhang von Neoliberalismus und Demokratie nachgehen. Am Nachmittag sind zwei Themenbereiche vorgesehen. Zum Thema DEMOKRATIE, MARKT UND GESCHLECHT wird Eva Kreisky sprechen, sie ist Hochschullehrerin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Als zweites Thema interessiert uns ALIENS!!: BETRIEB TRIFFT DEMOKRATIE! – dazu werden Hans-Jürgen Urban von der IG Metall und Godela Linde von der DGB Rechtsschutz GmbH aufklären.

siena Am Mittwoch, den 13.08.2008 ist in unserer Ferienakademie traditionell Zeit für Erholung, Exkursionen etcetera. Ins Auge gefasst ist eine Betrachtung des allegorischen Freskenzyklus über Die Gute und die Schlechte Regierung, den Ambrogio Lorenzetti 1338/1339 für die Sala della Pace (Friedenssaal) des Palazzo Pubblico in Siena geschaffen hat. Hierzu wird am Morgen Margot Michaelis (Braunschweig) sprechen.

Am Donnerstag, den 14.08.2008 wenden wir uns einer zentralen Institution zu, dieparliament Demokratie „repräsentiert“: dem Parlament. Zur Einführung wird der Soziologe Manfred Lauermann einen Bogen von der klassischen marxistischen Parlamentarismuskritik (Marx/Engels, Lenin) über Carl Schmitt und Johannes Agnoli bis zu Hardt/Negri schlagen und über Die Frage der Repräsentanz sprechen. Im Folgen geht es um kritische Innensichten aus dem wirklichen Leben des Parlaments: Jan Korte (MdB Die Linke) mit Schwerpunkt Bürger- und Grundrechte und Gerd Wiegel (Mitarbeiter der Fraktion Die Linke im Bundestag und u.a. bei der Zeitschrift „Z“ engagiert) werden hier einen Abriss geben. Am Nachmittag geht es um Verschränkungen: Uli Müller von LobbyControl gibt hier einen Abriss en detail und Hans See, Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender von Business Crime Control wird die „Dialektik zwischen krimineller Ökonomie und Wirtschaftsdemokratie“ erörtern.

superAm Freitag, den 15.06.2008 diskutieren wir am Vormittag zum Abschluss des Seminars die ambivalente demokratiepolitische Rolle der Gewerkschaftsbewegung und politisch-sozialer Bewegungen in der Bundesrepublik (dazu spricht Horst Schmitthenner von der IG Metall) und fragen dann wieder nach der ZEIT: wie es denn um das „Demokratische“ am „demokratischen Sozialismus“ und um das „Soziale“ an der „sozialen Demokratie“bestellt sein könnte, und wie eine zukunftsbeständige Demokratiepolitik aussehen müsste. Alex Demirovic (Philosoph und Politikwissenschaftler mit zahlreichen Publikationen zu Demokratiefragen) wird dazu in demokratiekritischer und -theoretischer Sicht vortragen.

Die Herbstakademie ist Bildungsveranstaltung, wissenschaftlicher Workshop, politisches Diskussionsseminar und Raum der Erholung gleichermaßen. Sie ist gegenwärtig das zentrale Projekt der Stiftung GegenStand. 2003 führte sie ihre ersten Herbstakademie in der Villa Palagione bei Volterra durch und knüpfte so an ein vergangenes Projekt des BdWi an. Es ging um Krieg und das Empire, um Die gute und die schlechte Regierung, die Frage: Was ist links? und zuletzt um das Thema Raum. Die Zugangsschwelle für das Wochenereignis der 6.Villa Rossa besteht im großen und ganzen nur aus dem üblichen Selbstkostenbetrag (schwankend zwischen 450 und 500 €, je nach Lokalität). Wegen Preisnachlässen kann nachgefragt werden. Und zuletzt ein wichtiger Hinweis: falls das Haus zurückgegebene Zimmer nicht neu vermieten kann, fallen die entsprechenden Zimmerkosten (nicht: die Mahlzeiten) dennoch an – das gilt ab Anfang Juli.

viall Die Villa Rossa hat einen recht bewährten Zeitzuschnitt: Samstags Anfahrt, Sonntags Ausruhen und Vorstellung des Hauses, Montag / Dienstag sowie Donnerstag/Freitag Seminar, Mittwoch Exkursion / Konsum, Samstag Abfahrt. Das Projekt arbeitet non-profit. Die Veranstaltung wird gefördert durch die Rosa Luxemburg Stiftung

Anmeldungen & Nachfragen bei Rainer Rilling: rillingr@mailer.uni-marburg.de.

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Neocons Abgang?

Die NYT hat heute einen kurzen Beitrag zur Zusammensetzung des außenpolitischen Berterstabs von McCain und macht klar, dass diverse offenbar keineswegs abgehalfterte Neocons dazu gehören: „including Robert Kagan, an author who helped write much of the foreign policy speech that Mr. McCain delivered in Los Angeles on March 26, in which he described himself as “a realistic idealist.” Others include the security analyst Max Boot and a former United Nations ambassador, John R. Bolton. Prominent members of the pragmatist group, often called realists, say they are also wary of the McCain campaign’s chief foreign policy aide, Randy Scheunemann, who was a foreign policy adviser to former Senators Trent Lott and Bob Dole, and who has longtime ties to neoconservatives. In 2002, Mr. Scheunemann was a founder of the hawkish Committee for the Liberation of Iraq and was an enthusiastic supporter of the Iraqi exile and Pentagon favorite Ahmad Chalabi.

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Das Lager als Struktur bundesdeutscher Flüchtlingspolitik

Das Lager als Struktur bundesdeutscher Flüchtlingspolitik
Eine empirische Untersuchung zur politischen Funktion des bürokratischen Umgangs mit MigrantInnen in Gemeinschaftsunterkünften und Ausreiseeinrichtungen in Berlin,Brandenburg und Bramsche / Niedersachsen.

Diss. zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie im Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften Otto – Suhr – Institut für Politikwissenschaften Freie Universität Berlin vorgelegt von Tobias Pieper Berlin 2008. Eine wirklich wichtige Arbeit.

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Finanzkrise USA

„Nach einer Studie von BCA Research nahm in Amerika der Anteil der Finanzbranche an den gesamten Unternehmensgewinnen seit den frühen 80er Jahren von zehn auf zuletzt vierzig Prozent zu.“ So die FAS v.23.3.2008 S.41. Leider hat sie ein client login für BCA Research, ich nicht, so dass hier die gefühlt extrem wacklige Validität dieser Angabe nicht überprüft werden kann.

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Hillary Clinton

WahlenHinter der Auseinandersetzung zwischen Obama und Clinton um die Kandidatur der Demokratischen Partei zu den Wahlen am 4. November 2008 ist weithin zurückgetreten, dass es mit dem oftmals behaupteten oder mit Blick auf die lame duck Bush einfach vorausgesetzten Zusammenbruch des republikanischen Lagers nicht so weit her ist. Mitte März 2008 ergaben Meinungsumfragen, dass McCain Obama wie Clinton schlagen würde. Das hängt entscheidend damit zusammen, dass die Sprengkraft von race, class and gender bei der ideologischen Integration des rechten Blocks eine offenbar geringere Rolle spielt als bei den Demokraten und Religion, Nationalismus (Amerikanismus) und Militarismus einen kulturellen Kitt bereitstellen, welcher der politischen Rechten in den USA aktuell jedenfalls immer noch eine Majorität gegenüber dem liberalen Block sichert. Um so bemerkenswerter, dass bei den über 100 workshops der weithin spannenden und klugen Versammlung der radikalen Linken dieser Tage in New York – dem Left Forum – die Auseinandersetzung mit der sich formierenden Wahlpolitik der Rechten um McCain kaum eine Rolle spielte, auch wenn etwa der Hinweis Naomi Kleins auf die parallel stattfindende Dokumentation der Wintersoldiers viel Beifall bekam. Der Obama-Clinton-Konflikt überspielt gerade für die Linke noch dieses Thema und spaltet nicht nur den liberalen Block. Für Obama haben sich bekanntlich mittlerweile neben einigen nicht gerade unwesentlichen Teilen des Großkapitals und des US-Militärs sowie der liberalen Fraktion der amerikanischen herrschenden Klasse diverse 68er wie Tom Hayden oder Paul Buhle, Vertreter der Afroamerikaner wie Bill Fletcher, Exekutive Editor des Black Commentator oder Medienintellektuelle wie John B. Judis ausgesprochen. Auch wurde er vergleichsweise wohlwollend von diversen right wingers wie Limbaugh, Novak, Kristol, Will oder Bennett behandelt, wie (wenig überraschend) die erzürnte Village Voice jüngst vermerkte. Obama gelang es offenbar, in den diversen offenen Vorwahlen der Demokraten die Mehrheit der republikanischen und unabhängigen Stimmen zu bekommen, die offenbar nicht selten aus taktischen oder genderbiased Gründen gegen Clinton stimmten. Andererseits kämpft Clinton, die einen Großteil der aktivistischen Basis der Liberalismus und der kulturellen und politischen Linken verloren hat (aber natürlich nicht die Unterstützung der liberalen Machtelite), nicht nur um die für sie wahlentscheidende soziale Linke, sondern auch weitaus mehr als ihr einschlägiger historischer Record verrät, um die klassische feministische Wählerbasis. Newsweek vom 17.3.2008 zum Thema Gender, Class and Hillary Clinton trägt eine Reihe beeindruckender Beiträge zusammen, die das Gender-Wahldilemma verdeutlichen.

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Merksache

Seither hat der deutsche Steuerzahler über die Staatsbank KfW rund sieben Milliarden Euro in die Pleite-Bank IKB gesteckt, um deren Verluste aus Papieren auszugleichen, die dieser Bank vorher auch von Ackermanns Deutscher Bank verkauft worden waren. Rund 20 Milliarden Euro Steuergelder werden für die öffentlichen Landesbanken fällig“ vermerkt die Chefredaktion der Wirtschaftswoche verbiestert in ihrem Blog. Bei der nächsten Nokia-Kiste oder wenn`s mal wieder um ein paar Daseinsvorsorge-Milliönchen geht, sollte mensch sich daran erinnern.

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