Sao Paulo – das Ende der visuelle Verschmutzung durch Werbung?!

Sao Paulo Kaum zu glauben, was in Sao Paulo geschah und worüber David Bollier in seinem commons-Blog, Tony de Marco auf Flickr, Boing Boing und die IHT vom 12.12.2006 berichten: der (mehrheitlich keineswegs linke) Rat der größten Stadt Lateinamerikas Sao Paulo (über 11 Mio Einwohner) hat im September 2006 mit 45:1 Stimmen beschlossen, öffentliche Werbung zu untersagen. Das betrifft Bildschirme und andere elektrische und elektronische Medien, Leuchtreklamen, Flugblätter, Bus- und Taxiwerbung, die zahllosen häufig illegalen Werbetafeln für Jeans, Burgers, Sex und Banken – und sogar von Flugzeugen gezogene Werbebanner (was in einem ersten der zahllosen zu erwartenden Klagen für ungültig erklärt wurde, weil der Luftraum nicht der Kontrolle einer Gemeinde unterläge – was zweifellos zutrifft)! Auch die Größe der Ladenschilder wird reguliert. (Übrigens sind Werbetafeln in Vermont, Alaska, Hawai und Maine auch verboten). Der Journalist Robert Pompeu de Toledo schrieb, dies sei „einer der seltenen Siege des öffentlichen Interesses über das private, von Ästhetik über Hässlichkeit, von Sauberkeit über Schmutz.“ Die Werbeindustrie hielt natürlich dagegen: die Straßen würden gefährlich, weil weniger hell des Nachts; die Leute blieben dumm, weil uninformiert über die Qualität der Waren, die sie kaufen sollten; Arbeitsplätze in der Marketingindustrie gingen verloren; und die Meinungs- und Ausdrucksfreiheit der Werbekünstler werde gemein beschnitten. „It would be like New York without Times Square,“ said one. „No, it would be like eastern Europe before the fall of communism,“ said another.“ (BBC-News). BBC berichtet auch von einer Untersuchung von 2002, wonach 42 % der Befragten der Ansicht waren, dass die Werbung in Brasilien Arme und Schwarze diskriminieren würden. Am 1.1.2007 trat das neue Gesetz in Kraft. „Wir zielen auf eine komplette Veränderung der Kultur“, sagte Roberto Tripoli, Vorsitzender des Stadtrats. Plötzlich entstand ein neuer Blick auf den Zustand der Stadt und ihrer Bauten; eine andere, nicht phantastische und illusionäre, nicht konsumistische sondern arbeitende oder nicht-arbeitende soziale Realität wurde sichtbar. Es entsteht eine andere, nicht konsumistische Idendität. Allerdings: die Unternehmen assoziierten sich rasch mit Farben und bemalten ihre Gebäude – die Citibank wurde blau, MacDonalds gelb etcetera. Der alte Konsumkapitalismus, von den USA vor über 120 Jahren erfunden – Cracks in the Concrete?

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